30
Sept.
2008

Auf dem Weg von Estella nach Los Arcos (25. September)

Das erste Mal dass ich von unterwegs schreibe. Bin schon in Irache durch, wo es den bekannten Weinbrunnen gibt. Hab mein Wasser ausgelehrt und meine Flasche zur Weinflasche gemacht. Nach ein Paar Schluck (Anfangsbuchstaben von "P"aar beachten!), Rotwein gehe ich weiter und sitze nun auf einem Betonstein am Weg, der hier auf einer Anhöhe mit wunderbarer Aussicht neben der Autobahn verläuft.

Ich möchte Euch ein bißchen was von dem Glück mitteilen, das ich empfinde. Ich bin mir sicher, dass Gott uns nur erschaffen hat um glücklich zu sein und um einen Funken seines Glückes empfinden zu können.

Er hat dem Affen (Lehm) seinen Geist (Seele) eingehaucht damit er sein Glück uns mittei en kann. Ich habe das Glück, das jetzt zu spüren. Unglücklichen Menschen wird es versprochen, das ist das Schöne an unserem Glauben. Wer das in Abrede stellt, versagt vielen Menschen und sich selbst die Hoffnung auf Glück. Es gibt hier viele Menschen denen der Weg sichtlich schwer fällt. Eine Frau, die traurig schaut und schwer an ihrem Rucksack trägt, ein Mann, der beim Gehen Probleme hat, die kleine, freundliche Ungarin mit dem Rucksack, der größer zu sein scheint als sie, der junge blonde Norweger Ole, der schnell ist aber gestern Abend gesagt hat, 20km seien genug. Alle erwarten was von dem Weg und ich wünsche ihnen ein bißchen was von dem Glück das ich empfinde, und Euch natürlich auch!

Siegfried



Da ich diese Email nicht abschicken konnte, hier bin ich anscheinend wieder in einem totalen Funkloch, kann ich gleich weiterschreiben.

Nachdem ich Euch das alles geschrieben hatte, ging ich weiter und landete direkt in einer Autobahnauffahrt. Ich hatte mich wieder verlaufen. Ich ging also auf der Landstrasse weiter zum nächsten Ort, wo ich wieder auf den Weg stieß. Es gehört schon viel dazu von einem Weg, auf dem so viele Leute laufen, abzukommen. Aber der Wein... Und die Gedanken, und dann seh ich ringsum nichts mehr.

Die Landschaft ändert sich, es wird wieder flacher, aber bleibt hügelig. Olivenbäume, Weingärten, in der Ferne hohe, felsige Berge.

Nicole hat mich angerufen und gesagt sie hätte einen Platz in der Albergo Casa Mari reserviert, ich habe überhört, dass das nicht im Ort unseres Tageszieles ist, sondern im nächsten, 8km weiteren Ort. Zunächst suche ich also in Los Arcos.

Die Herberge soll auf einem Berg sein, ich sehe keine höhere Erhebung in Stadtnähe. Ich frage eine Frau, die sich gleich fürsorglich um mich kümmert, obwohl weder sie noch ich miteinander ein gemeinsames Wort finden. Sie führt mich zur städtischen Herberge, hier wird mit vielen spanischen worten beratschlagt wo diese Casa Mari sein könnte. Schließlich führt sie mich zu einem Restaurant das Mavi heißt und Fremdenzimmer anbietet. Ich habe große Mühe auszuspanischen, dass ich eine Nicole suche. Wir trennen uns schließlich, es tut ihr sichtlich leid mir nicht helfen zu können und ein bißchen schaut sie mich als hoffnungslosen Fall an - habe ich den Eindruck.

Dann kommt ein Franzose vorbei, den ich flüchtig kenne, irgendwie kommt einem Frazösisch nicht so spanisch vor wie Spanisch und dann funktioniert die Unterhaltung ganz gut. Er fragt zwei Rentner an einer Busshaltestelle, die wissen gleich zwei Casa Mari, in entgegen gesetzten Richtungen aber keine auf einem Berg. Ich sende Nicole eine SMS, sie ist telefonisch nicht erreichbar.

Setz mich vor eine Bar am Kirchplatz und trink meinen café con leche und genehmige mir ein Sandwich mit was undefinierbaren drin und frage, ob das eine Spezialität sei. Der Mann an der Bar weiß es selber nicht, ich hab aber den Eindruck er glaubt eher nicht. Ich schließlich auch nicht. Es ist blos eine grüne Pepperonischale auf einem Schinken. Aber in der düsteren Bar, wars geheimnisvoll.

Vor der Bar setzen sich Torsten und Holger aus Krefeld dazu und dann auch noch Ole aus Norwegen. Ich höre, dass Nicole doch weiter gegangen sei. Bald darauf ruft sie an. Sie hat tatsächlich reserviert, im nächsten Ort. Als einsamer Pilger gehe ich nach Westen aus der Stadt in die langsam untergehende Sonne.

Eine kleine Herberge. In unserem Zimmer gibt es drei Doppelstockbetten. Vier Spanier, die wir vom Sehen auch schon kennen, haben sich schon einquartiert. Ich habe diesmal ein Bett oben, es gibt keine feste Leiter aber einen kleinen Klappschemel. Abendessen, das Pilgermenü für 10 Euro, für zwei eine

Kommentare

1. Holger Saure
Hallo Siegfried, schöne Grüße aus Kassel von deinen Pilgerbrüdern Holger und Torsten. Danke, daß du uns erwähnt hast. Wir kommen aber aus Kassel und nicht aus Krefeld. Viel Spaß noch auf dem letzten Teilstück und schönen Gruß an Nicole. Mfg, Holger und Torsten.

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