08
Okt.
2008

Terradillos de los Templarios (7. Oktober)

Jetzt muß ich schon wieder so viel nachdenken was in den letzten beiden Tagen passiert ist.

Die Landschaft ist immer gleich geblieben, es ist flach und man sieht sehr weit. In der Ferne, im Norden sehe ich Berge, mir scheinen sie weiß, also mit Schnee bedeckt zu sein. Manchmal bin ich mir allerdings nicht sicher ob ich nicht Wolken als Berge ansehe. Eigentlich ist das auch gleich. Wichtig ist ja nur, dass es sehr schön ist und dass diese Wolken oder Berge Teil der Landschaft sind.
Ich bleib immer wieder stehen und drehe mich um meine eigene Achse. In der Morgensonne ist die Ebene wie verzaubert. Disteln glitzern, die Blätter der den Weg begleitenden jungen Platanen, das mein ich jedenfalls, denn sie haben Blätter wie Ahorn, aber die Stämme sehen so gefleckt aus wie bei den Platanen.

Auch eine Art Akazien oder Eschen begleitet zeitweise den Weg. Allessandro hat mir erlärt, die Regierung pflanze diese Bäume um Schatten für die Pellegrinos zu schaffen. Ich brauche allerdings keinen Schatten, ich bin froh, wenn mich ein Sonnenstrahl trifft.
Jeden Morgen ist es eiskalt und ich ziehe so ziemlich alles an, was ich habe. Und wenn die Sonne rauskommt, wird ein Teil nach dem anderen wieder ausgezogen.

Die Gefolgschaft von Alex – Allessandro – er ist der Meinung, Alex wäre für uns Nichtspanier leichter zu merken – hat sich vergrößert. Das kanadische Ehepaar und jetzt auch ein paar Australierinnen. Er ist ja auch ein feuriger – englisch sprechender! – Spanier. Trotzdem kümmert er sich wie ein Sohn um mich, und ich weiß nicht warum!

Gestern sind wir also in Carrión de los Condes gewesen. Ich habe die letzte Wegstrecke mit einer irischen Geschichtslehrerin eifrig plaudernd zurückgelegt. Sie macht sehr kleine Schritte, erhöht aber die Frequenz, wenn nötig so, dass sie mit einem begleitenden Mann, der gewohnt ist mit Riesenschritten durchs Leben zu schreiten, das bin in diesem Abschnitt unserer beiden Leben ICH, Schritt halten kann. Ich genieße das. Ich gehe langsam und sie trippelt neben mir.
Sonst bin ich der Trippler. Susanne holt groß aus und schreitet wie man sich das von einer Dänin gemeinhin – ich im Besonderen – so vorstellt, mit weit ausholenden Schritten, trotzdem weiblich elegant wie ein Reh, neben mir her.
Ich, gar nicht der SIEGFRIED von dem der Brasilianer gestern sprach, den er aus den alten Sagen kennt, sein Mädchen lag gestern über mir – im oberen Bett, deshalb passierte er mehrmals bei mir vorbei, und so kamen wir uns näher.

Ihr glaubt nicht, in welchen Tonvarianten sich brasilianische oder spanische Mädchen äußern können. Heute Abend wars ruhig, aber manchmal, die letzten Tage, wars so, als ginge man an einem Sonnenblumenfeld vorbei, in dem die Vögel Diner machen! Nur dass da nur ein Vogel war! Da möchte ein 70-jähriger nochmal 20 sein!

Heute hat doch tatsächlich irgendein Raubvogel vor meinen Augen ein kleines Vogerl verfolgt. Fast hätt' er es erwischt und ich sah schon die Federn fliegen. Da machte das Vogerl eine geschickte Wendung und der große Vogel flog ein Stück weiter bevor er die Kurve kriegte. Er nahm die Verfolgung wieder auf, aber das Vogerl hatte wieder einen großen Vorsprung. Der Raubvogel gab's auf und drehte ab.

Die Herberge in Terradillos de los Templarios wird privat geführt. Ich liege in einem Zimmer mit fünf Betten, es sind allerdings nur noch zwei Frauen mit im Raum. Ich komme mir wie im Hotel vor. Die Duschen spenden viel Wasser und das ist auch noch heiß! Fast wie zuhause.
In den letzten Tagen konnte ich das heiße und kalte Wasser nur an der Farbe der jeweiligen Hähne erkennen.
Hier gibt's auch gute Waschgelegenheit und viel Platz zum Aufhängen der Wäsche, Sonne und Wind, bis zum Abend ist die Wäsche trocken. Am nächsten Tag bin ich froh, gewaschen zu haben.

Siegfried

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