11
Aug.
2010

Medesano

Nach einem kleinen Erholungsschläfchen, nach vorangenossener Dusche, sitz ich nun vor einer Bar in Medesano neben einer sehr belebten Durchgangsstrasse vor meinem Gläschen Wein, was soll ich denn sonst tun.

Eigentlich wollte ich Euch schreiben, dass es hier keine Moskitos mehr gibt, sondern nur riesige Heuschrecken, sind das die bekannte Zikaden?, die in den Bäumen so laut zirpen, oder was anderes? Die springen einen auch mal an, wenn sie falsch gezielt haben und das spürt man dann. Besonders interessant ist es, wenn gerade ein Traktor neben einem übers Feld fährt.

Also unterwegs merkte ich heute nichts von Mücken , dafür aber jetzt, dafür sehe ich keine, bin aber ständig am kratzen meiner unteren Körperteile, hab ja keine Socken an, sehen tu ich allerdings die Biester nicht, entweder sind sie so schnell, oder so klein oder sie existieren gar nicht und ich bilde sie mir nur ein. Heute bin ich durch eine ganz andere Landschaft gegangen.

Nach ungefähr eineinhalb Wochen Wanderung durch nahezu immer ebenes Land von Verzelli bis Fidenza, das nur um die 50 Meter über dem Meeresspiegel gelegen ist, bin ich jetzt wieder in einem sehr malerischen hügligen Land.

Bin ich vorher an Reis- und Maisfeldern zwischen Wasserkanälen gelaufen, später auch neben Tomaten- und Zwiebelfeldern, die gerade mit riesigen Erntemaschinen abgeerntet werden, die Tomaten werden gleich von den Erntemaschinen auf die Tieflasteranhänger befördert, die einem dann auf den Strassen, so voll, dass die Tomatenhaufen oben sichtbar sind, begegnen. Hier wird gerade geackert. Mit großen Pflügen an Raupenschleppern werden riesige Schollen an den Hängen aufgeworfen.

Dazwischen laufe ich auch an Weinreben vorbei. Irgendwie kommt mir das schon ein bisschen wie Toscana vor. Manchmal sieht man von oben weit nach Norden und Osten ins flache Land, durch das ich gewandert bin zurück, sieht viele kleine und größere Orte und über allem liegt ein feiner Dunstschleier. Von den Alpen, die so groß hergetan haben, sieht man nichts mehr.

Hier in Medesano bin ich wieder in einem Haus der Pfarrei. Etwas anderes war im Führer nicht angegeben. Als ich in der Früh anrief sagte der freundlich Pfarrer gleich SI und ich stammelte freudig mein GRAZIE und so war ich unbeschwert gelaufen. Jetzt hab ich ein Menue fisso gegessen, das hab ich schon öfter gelesen, aber nicht gewußt, was es bedeutet. Offebar ist das ein Menue auf Auswahl. Es gibt eine Karte und aus der kann man sich ein zwei bis drei-gängiges Menue zusammenstellen, dazu gibt's Wein und Wasser und am Ende einen Espresso. Ich wählte Spaghetti alio e olio, Salmone sounso, Spinat mit Butter, und das kostet dann 15€.

Ich lieg jetzt alleine in einem Zimmer mit drei Betten, dabei ist ein behindertengerechtes Bad, alles sehr fein gemacht. Nur ein bisschen italienisch ist es halt dann doch: Im Waschbecken steht Waschlauge, offenbar ein Rückstau aus der Waschmaschine. Zweckmäßigerweise geht der Wasserhahn mit behinderengerechtem Hebel nicht, da der Hebel abgerissen ist. So hab´ ich mir die Zähne in der Dusche geputzt!

Ach ja noch was! Im Restaurant lief der Fernseher wie überall, nur hier kam die Köchin, offenbar die Mutter, Tochter und Vater servierten, immer wieder und schaltete am Fernseher herum. Und dann plötzlich ein Schrei, alle stürmten zum Fernseher und bewunderten sich ein paar Sekunden. Ein Höhepunkt im Leben einer Familie! Ach, manchmal möchte ich ein Italiener sein.

Siegfried

PS die Torta choccolata di casa war molto bene! Buena notte

Ihr Kommentar

Diese Seite verwendet ein CAPTCHA System. Indem Sie die Zeichen auf dem schwarzen Bild eingeben, helfen Sie SPAM zu verhindern.