Lucca
Überraschenderweise sitz ich jetzt in Lucca auf einem kleinen Platz in der Abendsonne. Wenn ich rechts nach oben schaue, sehe ich im Gegenlicht das golden schimmernde, mittelalterliche, weltberühmte Mosaik an der Fassade der Basilika San Frediano. Schau ich nach links, sehe ich viele Fahrräder in Fahrradständern, Leute vor Cafés, Leute die bummeln und die fotografieren, und Italiener mit Handy und grade eine Frau auf dem Fahrrad mit einem Kind hinten und einem Kind vorne drauf. Mir knurrt der Magen, aber es ist noch nicht Zeit zum essen. Nach Berceto, wo ich das letzte Mal geschrieben habe, bin ich nach Pontremoli gewandert, dann nach Aulla, dann nach Sarzana, von dort nach Marina di Massa, dort übernachtete ich gestern. Es hat immer wieder geregnet, so dass ich ein paar Mal auf die alternative Strecke für die Radfahrer ausgewichen bin. Einmal habe ich dadurch 10km gespart! Und statt sich auf matschigem Boden bergab und berauf zu quälen, lief ich 10km auf Asphaltstrasse nur bergab. Das ist nicht sehr attraktiv aber zwischendurch recht erholsam. In Pontremoli bekam ich durchnässter alter Pilger sogar ein Einzelzimmer bei den Franziskanern, war aber so kaputt, und es regnete so, dass ich nicht mehr aus dem Haus ging. Sonst wären noch die einzigen Sachen die noch trocken waren auch nass geworden. Ich hatte noch eine Birne von meiner Tagesration und zwei Reis-Plätzchen vom Friseur in Robbio im Rucksack, das war mein opulentes Abendessen. Geht auch, aber am nächsten Morgen, es war Sonntag, knurrte ganz schön der Magen. Aulla, das nächste Ziel! Ich nahm mir vor, mal wieder luxuriös zu übernachten und buchte vorraus und merkte in Aulla, dass ich noch 4km zum nächsten Ort in mein Hotel gehen mußte, An einer kurvigen Strasse entlang, auf der ganz Italien vom Sonntagsausflug ganz dringend zum Abendessen nach hause fahren musste. Das Albergo war aber ganz nach meinem Geschmack, der Ort Pellerano (Frazione di Aulla - ist so wie wenn man in Wiederau merkt, dass Stein noch ein paar Kilometer weiter ist) hat malerische alte Häuser und vor meinem Fenster sah ich Teile, so stellte ich mir vor, einer alten Burg. Die Kirchenglocken spielten ein bekanntes italienisches Volkslied und ich, als einziger Gast, wurde von der jungen Wirtin bedient wie ein Gott in Frankreich. Nachts hatte ich DIE Erleuchtung! Nach Aulla, von wo der Weg weiter geht, laufe ich nicht mehr zurück, ich fahre mit dm Bus! Die Wirtin erklärt mir wo er hält und dass ich die Biglietti im Tabachi kaufen müsse, und der Bus gehe so um 1/2 9! Ich solle aber früher da sein, manchmal komme er auch früher. Und es gibt noch eine zweite Haltestelle und einen weißen Bus. Ich eile zum Tabachi, Karte kaufen, frage nochmals nach der Haltestelle, die der Tabachi-Mann mir auch nur ungefähr zeigen kann. Die Schilder sind farbig so dezent, so dass sie an den Hauswänden in den engen Strassen erst sichtbar werden, wenn man unmittelbar davor steht und dabei nicht gerade woanders hinschaut. Da steh ich nun. Die Zeit vergeht, wo ist der Bus? Nerven! Eine rot gekleidete Frau eilt über die Straße auch ein schwarz gekleideter Mann mit Handy. Eine aufgeregte Diskussion mit einer Frau über mir auf dem Balkon. Die rote Frau eilt Richtung Ortsmitte - aha, ich verstehe zum WEISSEN Bus! Das ging so schnell, dass ich nicht fragen konnte, ob sie auch nach Aulla wolle. Der schwarze Mann eilt in das Tabachi und kommt beruhigender Weise wieder zu mir an die Haltestelle. Ich frage ihn ob hier der Bus nach Aulla fahre. Si, si und er zeigte es mir auf dem Fahrplan und fragt gleichzeitig, ob er denn schon durch sei. Dann zückt er sein Handy und versucht gleichzeitig, telefonierend, vorbeifahrende Autos zu stoppen indem er immer wieder vom engen Bürgersteig auf die Strasse springt und das Anhalter-Zeichen macht. Er vertraut offensichtlich dem Bus nicht! Ich bin froh, dass ihn keiner mitnimmt. Der Bus ist schließlich ganz pünktlich gekommen und ich habe aus einem von einem Italiener gesteuerten Bus gesehen, welche Kurven mit Leitplanken und ohne Seitenstreifen ich am Vortag lebend und ohne Schaden überwunden habe. Von Aulla aus gings nochmal hoch in die Berge, steinige Steige, manchmal schwierig zu g
Damit Ihr seht, wie mein Leben so ist, gestern hab ich mein Essen bekommen, da hab ich das Schreiben unterbrochen, dann bin ich durchs nächtliche - 9.00 Uhr - Lucca beschwingt heimgegangen. Und da ich in einer Herberge war, in einem Raum mit 6 Betten, die alle mit jungen Männern belegt waren, konnte und wollte ich da nicht mehr schreiben. Und jetzt bin ich schon wieder weiter gewandert, sitz um 1/2 3 Uhr in Altopascio (den Ortsnamen kann ich mir gut merken: Alta-passt-scho) vor einer Bar, mit Mineralwasser und einem Glas Wein vor mir, und gleich geht´s weiter nach Ponte a Cappiano, dem nächsten Ziel. (Heute 30km)