Buenconvento
Also. Heut komm ich das erste Mal nach, so scheint mir, vielen Tagen wieder zum Schreiben. Hier in diesem schönen alten Städtchen bin iich nach nur 15 km Wanderung schon um Eins da gewesen. Die Herberge war auch schon sicher, und alleine war ich auch nicht gegangen, weil sich die Fliegen, Bremsen usw. von den umliegenden frisch gedüngten und geackerten Feldern heftig für mich interessierten. Nach einem Mittagssalat, natürlich mit vino rosso und aqua minerale frizzante, Dusche, und nach dem Wäsche waschen, sonst stink ich, und Mittagsschläfchen sitz ich nun, nach einem kleinen Rundgang, in einer Bar vor einem "bicchiere" Wein und schreib. Hier gibt´s mindestens zwei Palazzi aus dem 18.JH bzw. früher, eins der Familie Borghese, die hier Landwirtschaft betrieb, aber dann irgendwann nach Rom zog (wie der Ackermann nach Wiederau -aua -haha) und deren einer dann Papst Paul V. wurde. Vorher war ich durch Ponte d´Arbia gezogen, auch einem uralten Ort. Und da muß ich jetzt noch was erklären, was ich so unterwegs gelernt habe und aus italienischen und englischen Texten rausgelesen habe. (damit will ich sagen, dass das vielleicht gar nicht stimmt, aber dafür in meinem Hirn fest verankert ist) Sigerico war ungefähr im10 JH ein Bischof in Canterburry und der ist offenbar einmal, wahrscheinlich oder hoffentlich aus anderen Gründen als Tannhäuser nach Rom gewandert. Und offenbar hat er seine Reise besser dokumentiert als ich. Als ich mit dem "Taxi" über den Po gefahren wurde, nannte sich der Fährmann "gaudo di Sigerico" und später glaube ich nun schließlich auch dahinter gekommen zu sein, warum manche Orte hinter dem Namen in meinem (englischen!) Führer mit römischen Zahlen nummeriert sind, die abnehmen, je näher ich Rom komme. Das waren die Stationenin denen Sigerico übernachtete oder die er besoders interessant fand. (liebe kluge und interessierte Leute, wer das genauer rauskriegen kann, könnte das doch in einem kleinen Beitrag, z.B. Im Gästebuch tun. Gästebuch: Ich hab das alles gelesen, was drinsteht, hab´ auch versucht persönlich zu antworten, irgenwas klappte nicht und ich bekam meine Mails zurück. Aber ich hab´ Euch vor Augen, manchmal sogar doppelt! Wie ihr hoffentlich nachempfinden könnt, hab ich nicht aus Faulheit so lange nicht geschrieben, sondern ich war einfach immer zu kaputt. In der Zwischenzeit bin ich noch durch zwei sehr bekannte, sehr schöne Städte durch gekommen. San Gimignano, das durch seine Geschlechtertürme bekannt ist. Das sind hohe Türme, bis zu 60m hoch, die sich die Familien aufs Grundstück stellten, für den Notfall, wenn Überfälle drohten. Dann verrammelten sie unten alles und zogen sich in die oberen Gemächer zurück. Zu benachbarten Türmen bauten sie Brücken, so dass man sich gegenseitig helfen konnte, auch wenn z.B. Die Pasta ausgegangen war. Und sollte ein Turm von den Feinden eingenommen worden sein, konnte man auf den Nachbarturm flüchten und die Brücke zum Einsturz bringen. (wer sowas in der Nähe sehen will, in Regensburg, Bayern, gibt´s auch noch ein paar solcher Türme) Ihr könnt Euch vorstellen, was in dieser Stadt alles los ist, Touristen in Mengen, trotzdem funktioniert das italienische Leben, einschließlich der verschiedenfarbigen Müllsäcke, die vor die Tür gestellt werden und frühmorgens eingesammelt werden offenbar reibungslos. Die Übernachtung war allerdings teuer, und dabei hatte ich Glück überhaupt was zu bekommen. Da lob ich mir die jungen Pilgerinnen! Drei deutsche hab ich bis jetzt getroffen, zwei Berlinerinnen, von denen hab´ ich, glaube ich, schon geschrieben und Trudi aus Stuttgart. Die haben ihr Zelt und nutzen es auch, wenn sie nichts preisgünstges bekommen. Sie fragen da, wo es ihnen gefällt einfach die Leute um Erlaubnis. Trudi hab ich allerdings in einer Herberge getroffen und dann wieder auf der Strasse in Lucca, aber das habe ich, glaube ich, schon geschrieben. Seitdem habe ich niemand mehr getroffen. Gesehen habe ich einen einsamen Wanderer, wie er verschwitzt über den Hauptplatz von Colle di Val d´Erbe hetzte, als ich schon beim Wein saß. Und in Siena sah ich zwei Mädchen, mit riesen Rucksäcken, relativ gelöst und paudernd "schlendern". Ich hoffte, sie hatten ihre Herberge sicher. Ja die Mädchen und Frauen. Alle Achtung! In Siena kam ich, nach langem Marsch durch die heiße Toskana - auch die kann einem schließlich zu viel werden, staubige Feldstrassen, bucklige Feldwege, Pfade durch stachlige Gräßer, rauf und runter und in alle Himmelsrichtungen, so dass man am Ende nicht mehr weiß, wo man eigentlich hin wollte. Und manchmal widersprechen sich die Markierungen und der Führer, manchmal gibt´s Markierungen in verschiedene Richtungen, manchmal gibt´s 5 Markierungen an einer Stelle, dafür steht man an der nächsten Kreuzung ratlos ohne Markierung da und findet den Punkt auch nicht mehr im Führer. Oh, Ihr Wegmarkierer!!! In Siena hatte ich ein ganz einfaches Albergo, etwa wie in Nürnberg. Hingeleitet hatten mich zwei Studenten denen ich aufgefallen ?! War, einer davon war Deutscher. Sie lernen Italienisch in Siena. Wo könnte man das besser? Ich wohnte nur ein paar minuten vom Campo entfernt, wo die bekannten irrsinnigen Pferderennen, die nur 5 Minuten dauern, einmal im Jahr, stattfinden. Da geht's um die Ehre und Farben der umliegenden Gemeinden (wer´s besser weiß, bitte korrigieren, hab nach dem Wein auch noch einenen Campari con gielo e arancia getrunken!). Der Platz ist halbrund zu einem Palazzo angeordnet, zu dem er abfällt, das heißt der Platz ist wie ein flacher einseitiger Trichter gestaltet. Am oberen Rand etwa im Halbkreis Restaurants, Bars, Gelaterias, unten das Palazzo. Und der Platz ist wunderschön mit Ziegel - Terracotta - gepflastert, und da sitzen nun die Leute und liegen. Und ich auch. Und ich leg mich natürlich auf den einzigen Plastikeislöffel auf dem Platz, nämlich meinem, den ich dann. am nächsten Morgen, auf dem Rücken meines Feierabendtrikots kleben sah. Nun weiß ich auch, warum mich der Kellner, als ich zum Abschied noch ein Gläschen Wein am oberen Rand des Platzes bestellte, so sonderbar anschaute. Siena liegt auf einem Hügel. Mansieht, wenn man von Norden kommt, nichts von der Stadt. Man steigt hoch, zum Teil an Verkehrsstraßen entlang, auf denen Italiener fahren, die der Meinung sind, man habe genauso gute Nerven wie sie. Und dann geht's durch ein Tor und man ist in nur 5 Meter breiten Streßenschluchten innerhalb sehr hoher backsteinbrauner Häuser. Und. Da man ja nur kurze Strecken sieht, läuft man aufs gratewohl in die Richtung die man für richtig hält. Auch beim Blick aus dem Fenster meiner Herberge ist das gegenüberliegende Fenster fast in Reichweite. Alle Fenster sind mit Lamellenfensterläden geschlossen, was überall so ist. Dadurch sind die Räume überraschend angenehm kühl. So, jetzt hör ich auf, Zeit für "cena" das Abendessen, buon apetito! PS Liebe Leute, damit Ihr wißt wie´s mir geht! Jetzt sitz ich ein wenig blau vor der Stadtmauer von Buenconvento, nach einem schönen Abendessen mit Antipasti: A la toscana, oder so, Primo: Spaghetti olio e alio oder so, Secundo: Vitello in Essig zubereitet oder so, Dolci: so was ähnliches wie Tiramisu, und Café Es hat jedenfalls gut geschmeckt! Und da ich in Siena zu Abend nur ein Eis gegessen hatte und in Lucignano d`Arbia gar nichts, habe ich mit reinem Gewissen in echt italienischer Umgebung geschwelgt. Fremde fallen hier nicht auf, außer ich!?
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