Rom
Viterbo:
In Viterbo war ich in einem alten, ein wenig verschlissenen Albergo mitten in der Altstadt, weil ich in dem Kloster, das ich zur Abwechslung einmal wieder als Herberge ausgsucht hatte, niemand aufmachte. Auch mehrmaliges heftiges Klingeln, zu dem mich in zwei Autos vorgefahrene junge Leute, die nach einigen Umarmungenen und vielen Worten - nicht mit mir - wieder davon fuhren, aufgefordert hatten. Demonstrativ setzte ich mich im Klosterhof auf eine Mauer und telefonierte mit einem Albergo und siehe da, die hatten ein Zimmer für mich, mitten in der Altstadt und als ich mich geduscht und ein wenig ausgeruht hatte, und wie die Italiener durch die Strassen, im Gegensatz zu ihnen allerdings und leider, so konnte ich mit niemandem heftig diskutieren, allein, singolo, Santa Rosa, in der um die Ecke gelegenen Kirche besucht hatte, zu abend gegessen hatte, ging es in der Stadt erst los.
Ich hatte schon gelesen: Santa Rosa ist die Stadtheilige von Viterbo. Sie lebte im 13. JH und liegt in einem gläsernen Schrein -sichtbar, mumifiziert - in der Kirche, die ich schon besucht hatte. Ihr zu Ehren wird am 3. Sept. die Macchina di Santa Rosa, ein 30 Meter hohes beleuchtetes, in sich gedrehtes, schlankes, goldenes Gebilde von 100 Männern durch die engen Saßen Viterbos getragen, und das seit dem Mittelalter jedes Jahr. Leider werde ich da aber nicht mehr da sein.
Am Tag vorher, also den 2. Sept. wird das Herz von Santa Rosa von ihrer Kirche zum Dom und wieder zurück in feierlIcher Prozession getragen. Auch da werde ich nicht da sein.
Aber heute erlebe ich doch auch noch was, und fast gerade vor der Haustüre meines Albergos (da seht Ihr was ich meine, wenn ich sage, mich begleite jemand, der mir immer wieder zeigt wo's lang geht - in dem weiter am Stadtrand gelegenen Kloster hätte ich das alles vielleicht gar nicht mit gekriegt, es geschah ja nach 10Uhr abends!):
Fanfarenklänge, Trommeln, Polizei, weiß gekleidete Kinder mit roten Schärpen und Unmengen von Leuten in engen Straßen. Und da sieht man sie: Über den Köpfen der Leute sieht auch der kleine Siegfried im Rhythmus der Fanfaren und Trommeln Banner in die Luft fliegen und sich drehen. Es sind junge Mädchen, die die Banner auffangen, einrollen und so geschickt im Takt so nach oben werfen, dass sie sich im Fluge aufrollen und flatternd unten wieder aufgefangen werden. Es gibt viel Applaus und Zurufe. Die Mädchen ziehen mit ihren Fanfarenbläsern zur Kirche hinauf.
Aber die Leute bleiben stehen. Irgend was wird noch erwartet. Dann Rufe: die Bambini - und nochwas, was ich nicht verstehe. Und da kommt ein Lichtschein durch die Strasse und dann, ein mit Kerzen hell erleuchtetes goldenes Gebilde, am besten vielleicht vergleichbar mit einer Weihnachtspyramide. Es ist vielleicht 5 bis 7 Meter hoch und wird von einer Menge kleiner Kinder, zwischen 6 und 10 Jahren alt getragen. Es wird vor uns am Platz vor dem Anstieg zur Kirche kurz abgesetzt, dann nehmen es die Kinder unter Applaus wieder auf und das leuchtende, goldene Wunderwerk schwebt zwischen den Leuten die enge Straße zur Kirche hinauf.
Am Morgen, als ich bei meinem Abschied von der Stadt am Dom vorbei kam und mich auf dem Domplatz mit den berühmten Arkaden umsah und fotografierte, sprach mich jemand an. Es war der Dompfarrer, der gerade auf dem Platz eine Besprechung mit Restauratoren hatte. Er nahm mich mit in seine Sakristei und gab mir den Stempel des Doms in mein Credencial. Nach wertvollen Hinweisen und einer Skizze zum weiteren Weg zog ich guten Mutes weiter.
Der Weg führte durch ein enges, durch Felswände begrenztes, schattiges Tal, (Valle di Vaul?) in der nur die enge Straße Platz hatte, dann wieder meist auf staubigen Feldwegen weiter.
Vetralla
Sutri:
Auch Sutri liegt hoch oben am Berg, eine hübsche kleine, lebendige Stadt aber auch mit vielen armseligen, trotzdem malerischen Häusern in engen Gassen an steilen Treppen, in nur durch Torbogen erreichbaren dunklen Winkeln. Doch diese Enge ist sehr effektiv. Es ist immer angenehm kühl und immer gibt´s auch einen leichten Lufthauch, was allein schon, nach der Wanderung über die heißen, staubigen Wege Erholung ist.
Sutri ist bekannt durch sein Amphitheater und seine etruskischen Grabstätten. Sie liegen unterhalb Sutris und ich durchwanderte sie am Morgen staunend. Das Amphitheater ist in einen Tuffberg gehauen, also nicht gebaut, man erkennt noch die Ränge und die Zugänge, auch die Gänge am Rande der Arena und natürlich die beiden Zugangstore. Es ist ungefähr 40m im Durchmesser.
Die Grabstätten liegen am weiteren Weg außerhalb der Arena und sind in den Stein gehauene Nischen in verschiedenen Größen, auch Kammern.
Campagnana di Roma:
Lauter alte kleine Städtchen, die Eigenschaft haben, dass man sie von den Wegen aus erst im letzten Augenblick sieht, und dass sie dann meist hoch über einem tronen!
Vor Campagnana di Roma wäre ich bald 500 Meter vor der Stadt umgekehrt, weil es keine Markierungen gab und ich annahm auf dem falschen Weg zu sein.
Roma Ottavia:
Ich alter, nie klug werdender Optimist! Da lauf ich fast ein Viertel Jahr durch halb Europa und dann finde ich in La Storta kein Quartier!
Ich laufe weiter Richtung Rom, befrage mein GoogleMaps und mehrere Leute. Einer will mich auf einen Campingplatz mit Albergo, dorthin geht ein Bus, schicken, ein anderer gar wieder 2km zurück. Das nächste Hotel liegt 3km vor mir, wird mir versichert. Es geht also auf der Via Francigena, dem offiziellen Weg vor Rom, weiter auf der Via Cassia, dann auf der Via Trionfale aber da wo ich meine es müßte sein, sehe ich nichts. Aber die Stadtgnze von Rom habe ich überschritten. Ich frage in einer Trattoria und ein französisch sprechendes Mädchen erklärt mir den Weg. Hätte ich nie gefunden. Aber es ist ein freundliches kleines Hotel, in das ich mich für die nächsten 5 Tage einbuche. Vom nahe gelegenen Bahnhof sind's nur 20 Minuten zum Petersplatz.
Erst meinte ich lauf das erste Mal von da zum Petersplatz, nur so, zum Spaß - aber jeder Spaß hat Mal ein Ende. Und so sitze ich schon zum zweiten Mal am Vormittag auf den Stufen der Kollonaden des Petersplatzes. Gestern träumte ich nur so vor mich hin, hörte die Glocken von St. Peter schlagen, sah den vielen Leuten zu, die über den Platz wandern, fotografieren, staunen, die in langer Schlange in der Sonne stehen um in den Petersdom zu kommen.
Und ich sehe auch, aber nur ganz wenige, Fußpilger die wie Fremdkörper diagonal den Platz queren um dort wo sie meinen, ihr Dokument zu bekommen, durch die Kollonaden zu verschwinden. Von den wenigen, die ich auf dem Weg kennen gelernt habe, sehe ich keine.
Gestern war ich nach langen nachdenklichen und veräumten Stunden auf den Stufen der Kollonaden noch in St. Peter gewesen und hab so nebenbei von einer deutschen Führerin mithörender Weise erfahren, dass 60 000 Menschen in den Dom passen.
Trotzdem erscheint er nicht übergroß und ich war überrascht dass ich trotz der vielen Leute und der Größe des Raumes Intimität und Ruhe finden konnte.
Ich werde wohl jeden Tag mit einem Besuch des Petersdomes beginnen.
Ach ja die Schlange! Es gibt einen Sicherheitscheck wie am Flugplatz. Wie traurig ist doch unsere Welt geworden. Als ich vor vielen Jahren mit Yvona da war, ging man noch ganz normal "in die Kirche rein". Ein bisschen Kultur machte ich gestern doch noch zusätzlich, besuchte die Engelsburg, Piazza Navona, das Pantheon und die Fontana di Trevi.
Dann probierte ich aus ob ich mit der Metro wieder zu meinem Bahnhof finden würde. Es war ein wenig chaotisch und obwohl es nur zwei Linien gibt, eine rote und eine blaue, und ich die richtige "rote" gefunden hatte, war es mir nicht möglich die Richtung zu bestimmen, und so bestieg ich die richtige Metro auch erst nach Fragen. Jetzt weiß ich, warum die Italiener so kommunikationsfreudig sind!
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