Schönfeld
Heute residiere ich in einem fürstlichen aber vor allem sehr malerischen Schloss. Ein Schloss mit einer schiefergedeckten Kuppel, die geheimnisvoll in der Abendsonne glitzert.
Allerdings gibt's keine Dusche und auch keine Kochgelegenheit und auch die Wirtschaft ist geschlossen weil Montag ist. So werd ich mir mein in der Früh gekauftes Tütensupperl mit kochendem Wasser aufgießen und so lang rühren bis gar ist.
Bin wieder allein, habe aber beim Herweg zwei Pilgerinnen getroffen. Eine saß im Buswartehäuschen und verschnaufte ein bisschen. Sie ist aus Augsburg und geht bis Leipzig. Die andere, farbenfroh und mit rosafarbenem breitkrempigem Hut, ist Fuldaerin und geht nach Fulda. Ich schätzte sie in meinem Alter aber reifer, wenn ich so sagen darf. Sie beklagte die sparsamen Markierungen. Seitdem weiß ich dass es nicht an meinen Augen und zu wenig Umdrehen liegt.
Es war heute eine sehr eintönige Strecke um so mehr überrascht dann so ein wunderschönes Schlösschen. Und ich habe gelesen, dass es irgendwann mal an die Gemeinde fiel - gebaut war es von den Wettinern geworden.
Es gibt hier interessante Konzerte, einen Gespensterabend für Kinder und natürlich auch Besichtigungen. In dem Trakt in dem die Herberge ist , gibt's auch die Bücherei. Nur der Bürgermeister der sich offenbar herzhaft um das Gebäude und auch die Herberge kümmert - las ich im Pilgergästebuch - der residiert bemitleidenswert in einer recht unansehnlichen Industriegegend - da bin ich vorbei gelaufen. So ist das Leben und die Demokratie!
Oh je Du Pilger, was Dir so alles im Kopf umgeht und natürlich noch mehr.