In der polnischen Bahn
Gestern Abend habe ich mir noch die Fahrkarten gekauft. Die günstigste Verbindung nach Zgorgelec mit 2x Umsteigen geht um 7.01 los.
Also auf frühes Aufstehen bereit machen. Aber jetzt ist 7Uhr abends und ich trage immer noch die auf Jasna Góra geschriebenen Postkarten in der Hand. Ich habe einfach keine Poczta Polska gefunden um Marken zu kaufen obwohl ich beim Wandern ständig an diesen kleinen Lädelchen vorbei gelaufen war, aber da habe ich sie nicht gebraucht.
Nach Ehrenrunden im Umkreis des Hotels beginne ich zu fragen, die Karten in der Hand. Ein Ehepaar wendet sich ab, ich schaue vielleicht wie ein Penner aus. Ein junger Mann sagt nach meinem Sprüchlein und dem Vorzeigen der Karten "nie rozume" ein älterer Mann erklärt mir die Richtung und ich verstehe, Richtung Katedralna gehen, gut, kenne ich, da ist mein Hotel. Und er verbessert mich noch freundlich: Potschda nicht Poschta. Aha, wieder was gelernt.
Aber ich entdecke nichts, dann frage ich drei Farbige die vor einem Kiosk biertrinkend sitzen, polnisch, dann verfallen wir ins Englische, dann stellen wir fest, dass ich Deutscher bin und dann kann einer perfekt Deutsch. Und ich bekomms ausführlich erklärt und find
auch wirklich die Post.
So, das was Ihr bis jetzt gelesen habt, habe ich auf einem Bahnhof in Polen geschrieben. Da wusste ich noch nichts von meinem Bahnfahrtabenteuer.
Pünktlich 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges stand ich am Bahnsteig. Da erschien ein Wort auf der Anzeigetafel, das ich nicht kannte. Und 10Min. 10 Minuten Verspätung vermutlich. Da wurde ich das erste Mal nervös: In Katowitze habe ich nur 9 Minuten zum Umsteigen! Bei 10 Minuten Verspätung komme ich 1 Minute zu spät.
Wir kommen noch später an, aber der Zug nach Breslau wartet. Aber er wartet auch noch als ich im Zug sitze und noch viel länger. Und da habe ich diesen Bericht zu schreiben begonnen. Ich bin nicht sehr beunruhigt, In Breslau habe ich eine Stunde Zeit zum Umsteigen nach Zgorzelec!
Auch dieser Zug fährt schließlich ab, es ist ein IC, der etwas anders ausschaut als unsere ICs. Und er fährt gemütlich, hält oft wegen der zahlreichen Baustellen und lässt uns die Landschaft genießen.
In Breslau angekommen ist mein Zug natürlich weg. Ich suche auf den Fahrplänen nach dem nächsten Zug nach Zgorzelec. Es gibt keinen! Ein bisschen nervös werde ich nun schon. Ich will ja nicht in Breslau übernachten, es treibt mich heim.
Ich frage in der Auskunft und bekomme einen Ausdruck. Es gibt eine Möglichkeit, aber ich muss nochmal umsteigen. Zur Sicherheit und um mich auch des Bahnsteigs zu vergewissern, überprüfe ich die Angaben auf den aushängenden Fahrplänen, die Zeiten weichen von den Angaben auf meinem Zettel um einige Minuten ab, auch zwischen dem Fahrplan im Untergeschoß und auf dem Bahnsteig gibt es einen Unterschied von einer Minute. Also ich hab' mit Toleranzen zu rechnen.
Der Zug ist so eine Art Regionalexpress wie der Zug zwiwchen Chemnitz und Hof, nur mit ein bisschen mehr Eisenbahnromantik. Es gibt Abteile mit 8 Plätzen und ich habe eine Platzkarte weils mir so empfohlen worden war und ich nicht verstand was sie Frau beim Verkauf der Karte gemeint hatte und ich ja, tak, gesagt habe. Und ich finde mein Abteil und eine Frau sitzt drin und ein riesiger Koffer steht auf dem Boden. Und ich schau nach den Platznummern und ich schau genau, denn die Nummern sind nicht der Reihe nach angeordnet. (Über das System der Nummerierung habe ich dann meiner weiteren Bahnfahrt komplizierte Überlegungen angestellt). Jedenfalls, die Frau saß genau auf meinem Platz. Ich lachte und verwies auf die übrigen Plätze, wir waren ja allein. Aber sie zeigte mir ihre Platzreservierung, sie hatte die gleiche Nummer! Nun waren wir Freunde.
Später stiegen noch Anton und Susanna zu mit ebenso großen Koffern. Und die haben einen Sohn in Gießen, der dort Arzt ist und meine Freundin im Abteil heißt auf deutsch Gabriela, wie ich nun erfahre und alle fahren nun an die Ostsee zum Baden, darum haben sie so große Koffer.
Und er fährt als wäre es der ICE! Da wird beschleunigt und gebremst, dass es pfeift! Aber in Węgliniec kommen wir doch ein paar Minuten zu spät an.
Węgliniec ist eine riesige Schienenanlage mit einem verfallenden früher sicher sehr schönen Bahnhof. Und da sitz ich nun in der Sonne, etwa wie in „12 Uhr mittags“ und warte mit zwei, drei anderen Leuten auf den Zug nach Zgorzelec.
Ein noch kleinerer Regionalzug aber auch schnell und pünktlich.
Nachdenklich, voller Erinnerungen wandere ich durch Zgorzelec, gehe in der Abendsonne über die Neisse-Brücke nach Westen, über die ich vor etwa drei Wochen im Regen gelaufen bin und an der ich im Platzregen gestanden bin....
Alors ma tendre copine, ma randonnée à l'est est finie. Merci pour ton joli accompagnement. C'étaient les plus jolis moments du jour constater tes saluts.