01
Juni
2008

Teuchern (28. Mai)

Hallo Ihr Lieben,

Mittag um halb Zwei habe ich mein Tagesziel erreicht.

Nach langer Wanderung durch Zeitz, erst den Berg hinunter zur Moritzburg, die also, wie Ihr nun unschwer nachvollziehen könnt, im Tal steht, über die Weiße Elster, durch eine Unterführug, schließlich neben einer viel befahrenen Straße auf original DDR-Pflaster wieder den Berg hinauf: Das dauerte schon fast eine Stunde. Dann ging's weiter an dieser Autobahn-Zubringerstraße bis Theissen, von dort auf Nebenstraßen über Lockenau, Trebnitz hierher. Und da sitz ich nun gegenüber dem Ratskeller vor einem Café bei einem Viertel Rotem.

Teuchern ist tatsächlich eine Stadt: hat ein kleines Rathaus, das man hinter dem Ratskeller nur vermuten kann, und eine überaus eifrige Uhr, gerade vor mir, mit oben einer analogen Anzeige, darunter einer Tafel in Blau und Gelb, mit einem silbernen Wappen und einem strammen Ritter darin. Unter dieser Tafel gibt's eine rührige Digitalanzeige von Datum und Temperatur, die wechselt so alle halbe Minute und klappert dabei. Immerhin weiß ich dadurch, dass es 29°C hat, und dass es der 28.05. ist.

Ja wisst Ihr, was mir heut aufgefallen ist? Bevor der Wanderer Anzeichen einer gastlichen Aufnahme findet, z.B. einen Gasthof, ein Hotel, einen Hinweis auf eine Pension, sieht er die geschmackvolle Reklame eines Bestattungsinstitutes. Aufgefallen ist mir das zum ersten Mal heute in Lockenau, wo gleich am Ortseingang für die stilvolle Abwicklung der letzten Dinge geworben wird. Dann hier, wo ein entsprechendes Institut gleich gegenüber dem Ratskeller, sozusagen vor mir zu finden ist. Dafür gibt es – sichtbar – kein Beherbergungsangebot. Gut, da unterstützten mich die netten Leute vom Ratskeller, wo ich die Adresse einer netten Pension bekam. Aber nicht nur hier in den kleinen Orten gibt's diesen Bestattungsunternehmensboom, auch in Zeitz fand ich auf dem Hauptplatz sofort ein Bestattungsunternehmen. Nach einer Unterkunft musste ich erst fragen! Was sagt das über den Zustand unseres lieben Volkes aus?!

Ein bisschen nachdenklich grüßt Euch heute
Siegfried

PS: Das Rätsel mit meiner Feststellung "wie auf Eiern gehen" hat sich gelöst: Es war unter der rechten Ferse eine Wasserblase, die heute offenbar geplatzt ist. Die Ferse schaut malerisch aus. Die linke hat sich's, glaube ich anders überlegt. Die Schmerzen scheinen weniger zu werden, manchmal empfinde ich sogar ein wollüstges Juckgefühl.

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