26
Juni
2008

Braunfels (24. Juni)

Hallo meine Lieben,

die Ihr daheim hockt und vor lauter Tagebuch lesen die Europameisterschaft vergesst!

Heut war wieder ein anstrengender Tag, obwohl ich bei der Planung gedacht habe, das Tagesprogramm wäre mit links zu schaffen.

Nach einer ruhigen Nacht im "Hotel garni" in Kleinlinden (wohlgemerkt ohne Abendessen, dafür hatte ich am Mittag vorher ja mit Jean-Pierre in Gießen vornehm beim Griechen diniert) zog ich, nach einem, wer mich kennt, ausgiebigen Frühstück, auf der Landstraße Richtung Duttenhofen/Weimar los.

Landstraße! Links gehen, viel Verkehr, aber es geht rasch vorwärts.

Kurz vor Wetzlar geh ich einen Weg in den Wald rein, weil ich aus meiner Karte lese, dass da ein Fußweg direkt nach Wetzlar führen soll. Geschätzt sollte er von dem Weg, den ich nun gehe, nach spätestens 200m links wegehen, geht aber nicht. Ich gehe wieder mal davon aus, dass die Karte nicht stimmt. Aber es wird eher so sein, dass die Karte stimmt, nur ich wieder falsch gelaufen bin. Zurück geht's natürlich wieder ständig aufwärts, hatte gar nicht gemerkt, dass ich ständig bergab gelaufen war. Der nächste Weg in den Wald war auch nicht richtig! In meiner alten Karte war das Gewerbegebiet, das den Zugang zur Stadt versperrte, einfach noch nicht eingezeichnet.

Also zurück auf die Landstrasse und nun nach dem Gewerbegebiet in die Stadt abbiegen. Es geht ständig bergabwärts, Wetzlar liegt im Lahntal. Und plötzlich ist der Dom zwischen Häuserlücken sichtbar. Der unvollendete Turm hat oben einen lustigen schiefergedeckten Spitz. Beim Näherkommen sieht man den Sockel des angefangenen zweiten Turms. Den Wetzlarern war seinerzeit, also so vor 500 Jahren, einfach das Geld ausgegangen. So deckten sie den schon höher gezogenen Turm notdürftig ein und den anderen hörten sie einfach auf weiterzubauen. Was mir noch aufgefallen ist: Auch das Kirchenschiff sollte um einiges länger sein, bis hin zu den zwei Türmen, auch dieser Teil steht bis heute ohne Dach da.

Wie ich aus dem Führer las, hatte Wetzlar halt oft Pech in seiner Geschichte. Manchmal gings hoffnungsvoll aufwärts: Zum Beispiel als die "alte" Lahnbrücke vor vielen hundert Jahren gebaut worden war, und der ganze Verkehr sich an der Brücke bündelte. Dann wieder ging es steil bergab. (Wer's genauer wissen will, muss halt ein wenig recherchieren, ich schreib nur das, was in meinem Hirn beim Vorübergehen hängenbleibt.)

Wetzlar: Stadt der LEIKA! Ja, dadurch ist Wetzlar bekannt. Aber wisst Ihr auch, dass Goethe hier aussichtslos in eine "Lotte" verliebt war? Sie hatte ihn abgewiesen und er ist von dannen gezogen, OHNE ABSCHIED, wie es im Führer heißt. Dafür gibt's jetzt hier das "Lottehaus". Zunächst wusste ich Banause natürlich nicht, was das ist. Aber jetzt weiß ich's – und Ihr auch. Und! Ich bin wieder auf eine Frau(!) gestoßen (nach meiner geliebten UTE, die enttäuschenderweise zur bösen Königin in Disneys "Schneewittchen" mutiert war, und der verehrten ELISABETH, deren Spuren ich bis Marburg gefolgt bin), nun auf eine Frau, die dem großen Goethe einen Korb gegeben hat!

Frauen, was habt Ihr alle für bewudernswerte und geheimnisvolle Eigenschaften!

Der Wetzlarer Dom hat wunderbare Portale, wobei nur das Seitenportal genutzt werden kann, das Hauptportal zwischen den beiden Türmen führt in einen Raum ohne Dach.

Innen ein schmuckloser Raum mit hohen Sandsteinsäulen, die ein Kreuzgewölbe stützen, würdevoll, zur Besinnung auffordernd. Vom Gewölbe herunter hängt ein Lüster mit einer Madonna in der Mitte, umgeben von Engeln, davor ein Kreuz mit Korpus.

Es gibt zwei Altäre. Im Kirchenschiff einen und dahinter in der Apsis noch einen, auch vor dem sind Kirchenbänke, und bei dem brennt ein rotes Licht. Ich lese im Führer, schon seit hunderten Jahren gäbe es in dieser Kirche einen evangelischen und einen katholischen Teil, und es funktioniert!

Nach einer Latte Macchiato aus der besonderen Goethemischung, die das Café vorm Dom anbietet, und zwei Stück Kuchen, die ich auf Anraten des Cafetiers beim Bäcker nebenan holte (im Café gab's wirklich NUR Caffè, aber verschiedenster Sorten), verlies ich Wetzlar, nachdem ich noch eine Ehrenrunde über die neue Lahnbrücke gedreht hatte, um die alte Brücke mit dem Dom im Hintergrund bewundern zu können, Richtung Braunfels.

Auf Anraten eines jungen Mannes und meiner Neigung nach, mir's einfacher zu machen, nicht auf der Route des Jakobsweges. Es war deswegen ein Radweg neben der Straße und weder schön noch ruhig!

In einem Ort vor Solms, hatte ich aus der Karte herausgelesen, müsse es einen Fußweg nach Braunfels geben, der kürzer und vor allem ruhiger sein müsste. Mit Hilfe von zwei Mädchen und dann einem Mann, der mir die Wegführung aufskizzierte, fand und lief ich den Weg und sah plötzlich mitten im Wald wieder die Markierung mit der Jakobsmuschel. Als ich aus dem Wald herauskam, sah ich von weitem das Schloss Braunfels. Aber es dauerte noch eine Stunde, und um kurz nach sechs Uhr war ich, wirklich geschafft, am Ziel.

Ich war froh, diesmal das Zimmer telefonisch vorbestellt zu haben. Der Wirt sagte: "Ja, wenn Ihnen die Dame das zugesagt hat, muss ich es Ihnen wohl geben". Wenn man ohne Atem – es ging ja die letzten Kilometer nur bergauf –, verschwitzt und durstig an der Theke steht, findet man das gar nicht so lustig.

Aber nun logiere ich in einem Biker-Hotel relativ preisgünstig direkt unter der Burg. Und sitze bei einem Glas Hex (Wein) und schreibe Euch. Und bis jetzt denke ich noch nicht an morgen.

Am Tisch saß gerade ein Ehepaar, er trank Radler, sie ein gesäuertes Bier: scheinbar hessische Spezialität – wie Radler, aber statt Limo kommt Mineralwasser rein. Vom Essen haben sie sich die Hälfte einpacken lassen. DA LOB ICH MIR MEINEN APPETIT! Und ständig redeten sie über Probleme im Umfeld ihres Hauses und über die stattgefundenen Verhandlungen mit der Firma, die nun die Arbeiten ausführt.

Beim Weggehen haben wir uns noch ein wenig unterhalten. Die Frau sagte: Ich bewundere Sie – da meinte sie MICH! – der Mann schaute indigniert weg.

Euer bewunderter Siegfried,

der sicher bald wieder was auf den Deckel bekommt, damit er nicht eingebildet wird.

Kommentare

1. Sam
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