10
Juli
2008

Traben, Trarbach (8. Juli)

Ich sitz im "Storcke Stütz", einem Weinlokal in alten Gewöben in Trarbach.

Das Gebäude war so um 1400 als Salz- und Pulvermagazin gebaut worden. Aber schon frühzeitig war es zu einer Wirtschaft umgewandelt worden, wie's in der Speisekarte, mit Zitaten aus alten Büchern, belegt wird. Dicke Säulen und niedrige Gewölbe. Und vor einer "Rahmsuppe vom Moselriesling" mit Lachsstreifen! War ein bißchen aufgeschäumt, sehr zart und fein im Geschmack. (Achtung, die meinen vielleicht ich sei ein Tester, weil ich immer wieder die Speisekarte aufschlage, damit ich keinen Schmarrn schreibe – vielleicht bekomme ich nachher einen Schnaps umsonst!)

Als Hauptgang gab's "Trarbacher Tresterfleisch auf Gräwes" das ist Schweinebauch im Trestersud gegart. Gräwes ist Kartoffelpürree mit Speck und Sauerkraut gemischt. Das Fleisch war sehr zart, ist beim Zerteilen fast zerfallen und hat einen interessanten Geschmack . Ich hab in meinem Geschmacksreservoir keinen vergleichban Geschmack, so kann ich's kaum beschreiben, schmeckt ein bisschen wie Surhaxe (Gepökeltes) mit rauchigem Einschlag. Das Gräwes ist seeehr gut, sehr würzig und passt gut zu dem Fleisch.

Dazu trinke ich Riesling halbtrocken. Der Riesling ist ja die ideale Traube der Mosel, weil sie die Schieferböden liebt, offenbar relativ unempfindlich gegen Frost ist und auf den Steillagen gut gedeiht. Und sie gibt einen spritzigen, fruchtigen Wein. Rotwein durfte an der Mosel bis 1988 nicht angebaut werden. (Bin heute so nebenbei auch auf einem Lehrpfad gelaufen, als ich nach Enkirch abstieg.)

Heute bin ich in Zell um etwa neun Uhr aufgebrochen. Frühstück gabs um acht Uhr, weil's in der Familie, in der ich das Gastzimmer hatte, so besser passte. Aber die Gefahr für mich dabei ist, dass ich wieder bequem werde, heute hätte ich fast das Früstück um acht Uhr verschlafen.

Aber dann ging's in aller Früh schon wieder steil auf einen Moselhang hinauf! Da schwitzt man bald und das Blut kommt in Wallung! Schmale Pfade, wo die schiefrigen Felsen rausschauen. Ist ein kleines Graspolster da, ist es von den Wildschweinen umgepflügt. Nachts möche ich in dieser Gegend lieber nicht unterwegs sein. Da ist man sicher nicht allein. Was die suchen? Vielleicht kleine Käfer, vielleicht aber auch Pilze, darauf komme ich, weil ich im Wegbereich auch öfters Pilze wachsen sah.

Der Weg verläuft ganz abenteuerlich und verändert auch sein Erscheinungsbild ständig, einmal, mitten im Wald, da war er nur noch eine Spur in den Nadeln, in denen obendrein auch noch die Wildschweine rumgewühlt hatten. Da stand ich nun, kopflos, dafür am ziemlich steilen Hang. Ich wußte aber: Ich muß hinauf, will ja zum Bummkopf, also irgendwie hoch. Oben gabs auf einmal wieder einen breiteren Weg und der führte zu einer schön gelegenen Schutzhütte, sehr schön zum Übernachten, aber es war ja Vormittag!

Ich machte Pause und genoss die Aussicht über die gut einsehbare Moselschleife zwischen Zell, wo ich hergekommen war und Briedel. Hier umrundet die Mosel einen Berg, der wie ein Vulkankegel aussieht. Interessant ist, wenn man eine so umfassende Übersicht hat, wie die Weingärten über die Hänge verteilt sind. Ganz offenbar nach den günstigsten Sonneneinstrahlwinkeln aber nicht immer ganz einsehbar für den Betrachter.

Auf dem Bummkopf – den müsst Ihr euch als flachen Hügel vorstellen – mittig ein großes Getreidefeld, rundherum Wälder: Erinnert einen Glatzkopf, auf dem nur noch am Rand die Haare wachsen.

Es war stürmisch, und später regnete es beim Abstieg nach Enkirch. Ein Weinbauer, der mit seinem Traktor runterfuhr, wollte mich mitnehmen.

Es war wunderschön, erst regnete es, dann stürmte es, dann schien wieder die Sonne. Und dann tauchte tief unten, ungefähr 300 Meter unter mir das Dorf Enkirch und die Mosel auf. Im Sonnenschein stieg ich zwischen Weinbergen hinunter.

Enkirch ist ein kleines malerisches Örtchen. Ich wanderte nur durch und ging zur Mosel. Ich setzte mit der Fähre über und wanderte auf einem ruhigen Weg von Kövenig in einer Stunde nach Traben. Wäre ich die von meinem Führer vorgeschlagene Strecke gegangen, wärs nochmal auf über 300 Meter über die Mosel gegangen, bloß um eine Burg zu sehen.

In Traben erhielt ich die Adresse der Pension in der Info, die riefen auch noch dort an um sicher zu sein, dass was frei ist, und jemand da ist. Welch ein schöner Kundendienst. Einziger Nachteil: zwanzig Minuten zur Altstadt. Aber das werd ich überstehen!

Traben an der linken Seite der Mosel, durch das ich hereingekommen bin, wirkt nicht wie die übrigen Moselstädtchen. Man geht zunächst an Villen vorbei in großen Gärten – zum Teil Jugendstil – und kommt dann auf einen großzügigen modernen Platz. Erst von dort, wo auch Rathaus und Info sind, geht's durch eine eng bebaute – auch teils Jugendstil – Straße zur Moselbrücke. Diese, aus Stahl, führt auf einTor zu, hinter dem wieder ein echtes Winzerstädtchen – Trarbach – beginnt, mit den gemütlichen Winzerhäuschen, unten in Naturstein, das zweite oder dritte Geschoß verputzt und oben noch ein Geschoß in Fachwerk. Die hangseitigen Häuser sind ganz an den Fels gebaut. In so einem übernachtete ich gestern in Zell.

Da der bebaubare Streifen neben der Mosel und in den Seitentälern sehr schmal ist, ziehen sich die Straßen (oft nur eine) mit ihrer beidseitigen Bebauung weit in die Täler hinein.

Gelesen habe ich, dass es hier den "Mont Royal" gibt: Reste einer gewaltigen Festungsanlage, die der Sonnenkönig Ludwig XIV einst errichten lassen wollte, um die von den Franzosen besetzten Gebiete zu sichern. Irgendwie ist ihm dabei das Geld ausgegangen und so musste er das Bauvorhaben aufgeben. Man sieht, auch Könige hatten schon Geldsorgen. Das Geld hatte dann grade noch gereicht, das ganze wieder in die Luft zu sprengen, damit die Deutschen nicht eines Tages mit der gleichen Absicht, aber in umgekehrter Richtung, das Bauwerk vollenden würden.

Jetzt ist das eine Sehenswürdigkeit, genauso wie die Graacher Schanzen, die man auf der Anhöhe zwischen Trarbach und Bernkastel besichtigen kann. Da wurden mal in großem Umfang Geschützstellungen gebaut, um an einer engen Stelle der Mosel den Franzosen den Übergang zu versauern, sollten sie es versuchen wollen. Aber auch daraus wurde offenbar nichts, und so wurde auch von da nie ein Schuß abgefeuert. Mein geliebter, gesprächiger Jakobsführer hält aber auch die Schanzen für so sehenswert, dass er einen Umweg empfiehlt. Ich habe beide nicht besucht und mich lieber mit Wein, Gedanken an Euch und E-Mail-Schreiben beschäftigt.

Liebe Grüße
Siegfried

Kommentare

1. Franky
I'm glad to hear you like dry Rieslings. I have a post on dry rieslings from the fgneir lakes you may want to check out.I'll keep you in mind when I find another winner!Cheers Renee! What a great day today was, congratulations to you!!

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