Joinville (1.000 km) (27. Juli)
Gerade bin ich vom Abendessen heimgekommen, war beim Italiener. Ist – soweit ich das feststellen konnte – das einzige Lokal zum Essen, und es war brechend voll.
Wie es sich gehört, hab ich natürlich die Chefin gefragt, wo ich – Einzelner – mich hinsetzen dürfe. Es war der Tisch gleich beim Pizzaofen, wo der Papa werkelte und alles im Griff hatte: sowohl die Chefin, als auch die beiden jungen Mädchen, die auch bedienten.
Mit mir war auch ein einzelner Mann ins Lokal gekommen, und auch er kam an diesen Single-Tisch. Der Mann in mittlerem Alter sah auch sehr mitgenommen aus. Er musste, so vermutete ich, auch einige Anstrengungen hinter sich gebracht haben, um hier zu sein. Und die letzte halbe Stunde des Weges hatte es auch noch ganz schön geregnet. Ich war bis zwei Uhr nachmittags so gut gelaufen, dass ich nur noch etwa acht Kilometer (also zwei Stunden) zum Tagesziel Joinville hatte, und die sollten durch den Wald und über einen Berg gehen.
Und da verlief ich mich wieder ausgiebig, so dass ich erst gegen halb sieben Uhr in der Stadt ankam. Ich war den ausgeschilderten Jeanne d'Arc-Weg gegangen, in der Meinung, er würde mich geradewegs hierher führen. Aber nein! Er führte mich über ein Nachbardorf, weil dort eine Abtei war, von der ich nichts gesehen habe. Arme Jeanne, was hast Du für Umwege gemacht! Aber vielleicht waren sie nötig für Deine Lobbyarbeit.
Nach anfänglichem erschöpftem Schweigen kamen wir zwei Singles doch ins Gespräch und stellten fest, dass wir uns in deutsch unterhalten konnten. Er (den Namen weiß ich noch nicht) ist ein Schweizer aus Basel und war in Epinal und Reims. Beide Städte sind auch in der Champagne, und er hat dort die Keller im Kreidefelsen gesehen und viele Champagnerproben genossen.
Wir blieben bis um elf sitzen. Und hatten den gleichen Weg zurück, denn auch er logiert im Hotel du Nord. Ich hab versucht meinen Zustand der Unterernährung zu beenden und fühle mich sehr wohl und gesättigt! Morgen werde ich sehen, ob's Laufen dadurch wieder leichter wird.
Übrigens: Vier Kilometer hinter Toul waren die ersten TAUSEND Kilometer gelaufen!
Siegfried