05
Okt.
2008

Belorado (29. September)

Nach einem gemeinsamen Frühstück in einer Bar haben wir uns von Ole verabschiedet. Er trifft seine 17-jährige Tochter in Barcelona. Ihm und uns und besonders Nicole fiel der Abschied schwer.

Gestern, gegen Abend waren wir noch in der sehr beeindruckenden Kathedrale.

Heute gings wirklich durch spanisches Land.
Alles karg, Hügel ohne höheren Bewuchs, Felder trocken, abgeerntet, teilweise gepflügt, der Weg eine Kiesstrasse neben der Autostrasse. Aber malerische Dörfer, eine heiße Sonne, die man spürte, wenn der Wind mal nicht blies. Und in der Ferne, grau am Horizont erkennbar, höhere Berge, nicht schroff, weiche Formen, ein Kompromiss zwischen Bergen, der Erde und Wolken, dem Himmel.

Heute bin ich wieder allein gewandert. Meine Freunde sind schon auf und davon. Ich muß immer wieder stehen bleiben und schauen, schnaufen und Fotos machen. Ich fühl mich einfach wohl!

Ich überhole ein paar Mal zwei koreanische Frauen, dann wieder sie mich, ich rede mit einer Münchnerin, die auch unterwegs ist, ich fotografiere einen Mann der gerade Pimentinos räuchert.

Schließlich komme ich doch in Belorado an. Nicole sitzt vor der Herberge, so übersehe ich natürlich den großen Zettel, den sie unter einem großen Stein vor der Herberge auf der Strasse extra für m i c h ! hinterlassen hat, damit ich die Herberge ja nicht übersehe! Aber was hätte sie gesagt, wenn ich den Zettel gesehen hätte, aber sie übersehen?

Eine kleine Herberge der hiesigen Pfarrei, die die Schweizer betreuen. Und gleich werde ich von Ines und Peter auf Schwyzerdytsch aufs herzlichste begrüßt und mit Pfefferminztee bewirtet. Duschen, Wäsche waschen, aufhängen, auch das gehört zum täglichen Leben eines Pilgers immer noch dazu!

Wir, Nicole, Susanne, Alessandro und ich beschließen heute mal nicht ins Restaurant zu gehen, sondern selbst das Abendessen zu machen. Also wird eingekauft. Und nach gemeinsamem Schnitzeln und Braten sitzen wir, Nicole, Susanne, Alessandro und ich, zwei Koreanerinnen, ein Franzose, Vincent, ein junger Engländer, Tim, und die Hospitalieros bei einem gemeinsamen Diner beisammen. Unsere Stimmung ist so gut und die als Magentratzerl verbleibenden Reste so verlockend, dass sich die Franzosen Jean und Francis für unser nächstes "Diner" voranmelden.

Vor dem Dessert sind wir sogar noch kurz in die Kirche geeilt, um auch noch den Pilgersegen von Sechafredo – Siegfried –, dem örtlichen Pfarrer zu erhalten.

Und jetzt lieg ich im Bett, in einem kleinen Zimmer mit 10 Betten, alle schlafen schon tief, oder atmen schon so. Ich war noch auf dem Klo, muß ja schließlich auch mal sein, und suchte im Stockdunklen meinen Weg.

Siegfried

Ihr Kommentar

Diese Seite verwendet ein CAPTCHA System. Indem Sie die Zeichen auf dem schwarzen Bild eingeben, helfen Sie SPAM zu verhindern.