Santo Domingo de la Calzada (28. September)
Hallo,
nach einer eher kurzen Wanderung über sehr karges, ein wenig hügeliges Land, mit Weingärten und Äckern, die schon meistens gepflügt und mit Mist gedüngt waren, man merkts an den Fliegen, die hier, entgegen den eher zurückhaltenden Fliegen in Frankreich, auch wie Stierkämpfer auf Nase und Lippen des Wanderers landen, bin ich gegen drei in Santa Domingo de la Calzada eingetroffen.
Da für mich gesorgt wird, hatte mir Nicole schon eine Email zugesandt, dass sie in der Herberge der Mönche (Zisterzienser) untergekommen sei. Ich landete auch dort und schlaf jetzt in einem Zimmer mit einer Münchnerin und einem Schweizer; nach einer Nacht in einem Raum mit 50 Doppelstockbetten kommt einem das wie ein First-Class-Hotel vor.
Aber bevor wir die Betten genießen können noch kurz einen Einblick in das kulturelle Geschehen des Abends:
Erst waren wir – Ole, der Norweger, Nicole, die Deutsch-Schweizerin, Alessandro (Alex), der Spanier und ich – in der Kathedrale, die auch ohne die Hühner, die in jedem Bauernhof genauso aussehen, hier bloss weiß sind, sehr sehenswert ist. Es ist eine gothische Kathedrale mit vielen sehenswerten Details: einem geschnitzten Chorgestühl, an jedem Platz ist eine andere Heilige dargestellt, dem Grabmal des Hl. Domingo, das z.Z. restauriert wird, und einem Altaraufsatz mit vielen geschnitzten, farbig und golden gestalteten Figuren, die Szenen aus der Lebensgeschichte Jesu darstellen.
Auch im Museum waren wir natürlich. Und dann gingen wir essen. Aber weil das ein wenig schwierig war, kaufte Alex in einem "Pralinengeschäft" – die span. Bezeichnung kommt ein anderes Mal – eine Spezialität: Eigelb gestockt, mit Zucker bestäubt, mir schmeckte das gut, Ole mochte das nicht.
Schließlich landeten wir im Restaurant und es gab Linsensuppe oder Maccaroni mit Tomatensauce als Vorspeise und Fisch als Hauptgang, als Nachspeise Melone, Joghurt oder Eis, aber aus dem Becher! Ein echtes Pilgermenü! Übrigens haben wir jetzt eine neue Bekannte: Susanne aus Dänemark! Sie kann ein wenig deutsch. Mehr als ich englisch – und will bis Santiago gehen. Ich werde sie also noch öfters sehen. Ole verläßt uns morgen, er trifft seine Tochter in Barcelona.
Das Licht ist aus, ich muß aufhören.
Jean und Francis, meine französischen Freunde waren auch im Lokal. Ich muß mal wieder unter Franzosen gehen!
Bis Morgen
Siegfried