22.06. Warmensteinach
Kirchenlamitz - Oberwarmensteinach Schon wieder drei Tage vergangen und ich bin nicht zum Schreiben gekommen. Am besten geht das Schreiben am Abend, wenn ich frisch geduscht und gesättigt noch in einer Gastwirtschaft sitzen und bei einem Glaserl Wein Euch von meinem Tag erzählen kann. Und die Gelegenheit hatte ich in Kirchenlamitz nicht. Dort übernachtete ich in einer Pension, die ein distigiertes, älteres Paar in einer Villa - zu annehmbarem Preis - betreibt. Großzügiges Entrée mit goßem Kachelofen, vor dem riesige Holzscheite liegen, alte Möbel und eine geschwungene Treppe die zu den oberen Gemächern führt, unter anderem auch zu meinem Zimmer, das in blau gehalten ist. Da kommt man sich verschwitzt und aufgewühlt vom gehen recht deplaziert vor und wünschte sich eher in die Kammer der Fuhrleute. Und, lustig, auch die Sprache und das Gehabe der Leute passt zum Haus. Frisch geduscht war ich wieder wer und ging zum Italiener, umständlich zwar, weil ich seine Reklame am Ortsanfang gelesen hatte und beim Weggehen meine Gastggeber vergessen hatte nach dem Weg zu fragen. Und das sehr schön eingerichtete Lokal war bis auf vier Leute leer und eine schwarzgekleidete junge Frau - sicher Neapolitanerin - begrüßte mich und bediente mich. Und ich hatte Hunger und war in guter Stimmung und bestellte Bruchetta, Salat und eine Pizza Volcano. Und es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich nicht alles essen konnte. Die Bruchetta waren sechs! Gebackene Brotschnittchen mit Tomaten usw., der Kleine Salat war gößer als mancher in einem anderen Haus und die Pizza war eher ein Ungetüm, aber da vviel mir ein "vulcano" und sagte, ist hoffentlich das meiste Luft. Ja, sagte sie und ich solle aufpassen, die Luft sei heiß. Und so kamen wir ins reden. Sie war keine Neapolitanerin sondern aus Moldawien und so konnte ich Euch aus Kirchenlamitz trotz Rotwein nicht shreiben. Von Kirchenlamitz bis hierher wars eine lange Strecke, aber sehr schön zu laufen, bis Weissenstadt auf einer aufgelassenen Bahnstrecke, von Weissenstadt weiter auf Wanderwegen, gut gekennzeichnet mit der Jakobsmuschel, ja wieder eimal ein Jakobsweg, E3, und diversen örtlichen Zeichen. Es ging ober den Rudolfstein, am Schneeberg vorbei, auf den Nußhart, dem dritthöchsten Berg des Fichtelgebirges, den auch Goethe schon mal erklommen hat. Gewaltige Granitquader häufen sich da auf, als wen sie übereinander geschichtet worden seien. Vor Fichtelberg hab ich mich im Wirrwar der Wege und Markierungen - besonders liebe ich die "Rundwege" wieder zu mehreren Umwegen hinreissen lassen, so dass ich erst um sieben und fast verzweifelt am Schluß des schönen Tages noch auf der Landstraße laufend mein Ziel hier erreicht habe. Eine hausgemachte Tellersülze und kühles Bier ... Was will man dann mehr. Siegfried