31
Juli
2010

Fara Novarese

Heute liege ich ausnahmsweise mal wieder im Bett beim Schreiben.

Nach einem eigentlich nicht sehr anstrengenden Tag, kam ich hier in Fara Novarese um etwa 4 Uhr an. Ich wusste, es gibt hier ein Albergo, aber ich hatte mich nicht angemeldet. Ich hatte mir gedacht, das brauch ich nicht, die sind sowieso immer ziemlich leer.

Fara Novarese ist ein kleines Städchen mit ganz engen Strassen und rein kommt man über enge Serpentinen, so eng dass ich in einigen Fällen außerhalb der Leitplanken lief und mich wie auf den abschüssigen Stegen in den Alpen fühlte. Das Land von Borgomanaro hierher war eigentlich flach und sehr grün. Wein, Futterbohnen, Mais und sowas, was Reis sein kann, und am Ende Wald.

Aber zu den Fara Novaresen kommt man über Serpentinen, im Dorf vorher rauf und dann wieder runter. Und das lieben die Motorradler und das hört man weit und als einsamer meist stiller Wanderer hat man dem nichts Eindruckvolles entgegen zu setzen und geht lieber in Deckung.

Autofahrer sind unterschiedlicher, aber wie sie sind, weiß man erst, qenn sie vorbei sind. Manche bremsen ein wenig ab und versuchen Abstand zu halten auch wenn man am Strassenrand steht, manche brausen vorbei, als wär da nichts, andere brausen vorbei und hupen zur Begrüßung und dann wink ich durch Heben meiner Hand und der Finger, was sehr lässig wirkt. In Fara Novarese sind die Straßen sehr eng, so dass es keine Bürgersteige gibt, sondern nur den weißen Seitenstreifen, unterschiedlich weit von den Hauskanten entfernt, mal 80cm (Luxus) mal 0 (für Abgemagerte ohne Rucksack) und da hätte mich heute fast einer erwischt, hatte es sehr eilig oder einen Augenfehler.

Fara Novarese, erst fragte ich eine, wegen meines verschwitzten Aussehens, skeptische alte Dame, mit Hilfe meines Notizzettels, nach dem Albergo, dann am Marktplatz einen telefonierenden Herrn, mit einem Fahrrad zwischen den Beinen und dann war ich dort, am anderen Ende des Städchens. Geschlossen! Samstag Ruhetag! Aber Albergo-Gäste können sich telefonisch melden und werden aufgenommen entziffere ich mir.

Aber mein Handy findet kein Netz, auch nicht beim Herumlaufen auf dem Parkplatz und beim Zurücklaufen zum Marktplatz. Dort ist eine Telefonzelle. Die Anzeige sagt, dass der Apparat zu Zeit nicht bereit sei Geld anzunehmen, ich probiers mit meiner Geldkarte, die schiebt er gleich wieder raus und gibt ein missbilligendes Geräusch von sich.

Ich bin auf einem Marktplatz am Samstag Nachmittag in einem italienischen Städtchen in strahlender Sonne. Und unter Arkaden im Schatten sitzen Männner und drüber steht "Bar Soundso". Also hin. Die Männer beobachten mich, sie haben wider Erwarten nichts zu trinken, seh´ jedenfalls nichts. Cosa nostra? Ich stelle meinen Rucksack in den Schatten und gehe zwischen den sitzenden, schweigenden, mich beobachtenden Männern hindurch in die Bar.

Da steht ein großer Schwarzer und redet mich an. Ich denke er wäre vielleicht der Kellner und sage "una bierra" er dreht sich zur thailändischen Dame hinter der Theke um und sagt ihr "una bierra". Dann geht´s um die Größe, der Schwarze meint, ich wolle ein Großes, ich mein das auch, aber vom Fass gibt´s nur eine Größe. Ich stimme zu.

Der Schwarze ist kein Kellner. Auch er hat mich beobachtet, wie ich in der Telefonzelle hantierte und dann über den Platz kam. Er ist aus Dakar und einmal mit dem Bike dorthin gefahren. Und er kennt daher die Probleme mit dem Übernachten. Meine Chance. Er spricht Englisch und Italienisch. Ich schldere ihm mein Problem, er telefoniert, in einer halben Stunde kann ich einchecken. Ich danke ihm, gehe vorsichtig, leicht schwankend zwischen den Männern zurück zum Rucksack und dann quer über den sonnigen Marktplatz Richtung meiner Herberge.

Nach dem Duschen hab ich mich ein bisschen im abgedunkelten, kühlen Zimmer hingelegt und bin erst um halb zehn wieder auf ewacht. Essen fällt heute aus.

Siegfried

PS kam an Fontaneto d´Agagna vorbei und ging dort, weil so interressant, an ihr ist eine große Rotunde angebaut, hinein. Ein Mesner war am Schmücken und redete mich an. Italienisch und ein bisschen deutsch. Und stellte in der seitlich, von der Kirche aus zugänglichen Kirche die Scheinwerfer an. Und erzählte stolz, die Rotunde wäre von Antonioni dem Älteren gebaut, ein Barockbaumeister von dem ich auch schon mal was gehört habe. Zu Ehren des heiligen Alessandro (Alexander) dessen Gebeine in einem goldenen Schrein ruhen und zu dessen Ehren nächste Woche ein großes Fest sei, die Karuselle werden jetzt schon aufgestellt, habe ich beim Hergehen gesehen.

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