Lützen (9. Mai)
Mein Nachtquartier in Zwenkau war schon noch ein bisschen mit DDR-Feeling, auch wenn ich kein Experte darin bin. Über eine knarzende Treppe ins Obergeschoss, die Wanderschuhe unten am Eingang ausgezogen, also strumpfsocken, an einem offenen WC auf dem Zwischengeschoss vorbei zu zwei Türen, an deren einer "privat" steht. Durch die, wo nichts steht, hindurch, das Licht geht automatisch an, rechts offene Tür. Aha! Das WC, zwei Waschbecken, zwei Duschkabinen ein WC, immerhin.
Mein Zimmer muffelt ein wenig, der Teppich hat schon viel erlebt. Doch alles ist sauber. Die Hauswirtin ist resolut und passt zu den Räumlichkeiten. Nachts stellt sich heraus, dass auch das Nachbarzimmer belegt ist , aber wir kommen uns nicht ins Gehege im Bad. Offenbar sind es Monteure. Ich bekomme ein feines Frühstück und merke, dass alles etwas teurer ist als angenommen. Das erwartete Kap lässt grüßen.
Um kurz nach acht geht's weiter: erstes Ziel Wiederau! Namensvetter unseres Dorfes, kleiner aber mit einem Barockschloss, das unbenutzt traurig da steht. Ich hab mal gelesen, dass hier Bach die Kantate "angenehmes Wiederau" geschrieben hat, für Experten BWV 30a.
Über ruhige Straßen geht's weiter nach Meuchen, wo ich überrascht vor der alten Wehrkirche stehe, in der Gustav Adolfs Leichnam nach der Schlacht bei Luetzen aufgebahrt worden war.
Lützen ist ein kleines Städtchen mit Schloss und pompösem Rathaus. Im Schloss gäb's eine interessante Ausstellung: "Die blut'ge Affair' bei Lützen" mit Ergebnissen der Schlachtfeldarchäologie. Mir wird abgeraten reinzugehen, man bräuchte zwei Stunden, ich hab aber nur noch eine halbe. So setze ich mich vors Rathaus und schreib Euch was, während vor dem "Roten Löwen" trommelnd gegen eine CO2 Lagerstätte demonstriert wird.
Anm. d. Red.: Mehr Informationen zur Ausstellung unter http://www.wallenstein-luetzen.de/