Oslo (2. Juli)
So, da sitze ich endlich auch am Hafen. Hinter mir das berühmte Rathaus, in dem immer der Nobelpreis verliehen wird, vor mir der Hafen mit den kleineren Schiffen und der Oslofjord im Gegenlicht der abendlichen Sonne.
Gestern am frühen Nachmittag bin ich ich bei Regen hier mit dem Bus angekommen. Auf der Fahrt konnte ich im Zeitraffer sehen, wie sich die Landschaft nach Norden verändert. Bis Göteborg noch sehr lieblich und eher flach, wird es, je weiter es nach Norden geht, immer bergiger. Die Autobahn säumen zeitweise beidseitig große Felswände, dahinter dunkle Wälder. Dörfer und Einzelgehöfte gibt es nur noch selten. Ich bin froh, dass ich im Bus sitze, ganz vorne hinterm Fahrer, der auch ganz locker mit dem Handy telefoniert oder seine Wasserflasche aus der Tasche zieht. Die meisten Leute schlafen, jetzt weiß ich auch, warum die alle hinten sitzen wollten.
In Goeteborg checkte man durch automatische Türen wie am Flughafen ein, in Oslo war's ähnlich, nur chaotischer und hektischer und weniger modern. In beiden Städten sind die großen Busterminals mit den Bahnhöfen und natürlich Einkaufszentren kombiniert. Ich komme aus dem Gebäude über Rolltreppen, lange Flure verglaste Brücken heraus und bin erstmal überwältigt: Ich stehe in einem Gebirge von monumentalen modernen Gebäuden! Das hatte ich nicht erwartet.
Ich lief erst mal hin und her, um mich zu orientieren, selbst mein GPS kannte sich nicht aus. Schließlich aber hatten wir die richtige Richtung und zum Hostel war's auch nicht weit. Es ging auf der "Storgata" der "großen Straße" dorthin, aber die Straße war nicht das, was der Name versprach: Sie war eher schmal und schmuddelig und von Farbigen aller Regionen bevölkert. Etwa so wie die Bayerstraße in München. In der Rezeption fragte ich, ob ich meinen Rucksack bis zum Einchecken stehen lassen könne, NEIN, war die Antwort: Zu viele Diebe!
In der Zwischenzeit habe ich mehr von Oslo gesehen: die schöne Fußgängerzone, den Dombereich mit einer halbrunden, zur Außenseite hin offenen Galerie, in der unter anderem ein schönes Café mich zu einem norwegischen sehr guten Apfelkuchen verlockt hat.
Der Dom, der inmitten der riesigen Gebäude der Umgebung sehr klein erscheint, aber auch im Vergleich zu deutschen und französischen Domen klein und einfach ist. Und dort habe ich heute nun auch meinen Pilgerpass abgeholt. Morgen gehts weiter nach Norden, noch ungefähr 640km. Hoffentlich schaffe ich es. Ich merke, ich bin nicht mehr so jugendlich unbeschwert wie bei meinen letzten Wanderungen.
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