Kolbu / Holthe gård
Das war wieder einmal ein schönes Erlebnis! Ich steh im Regen am Strassenrand und suche auf meiner zerfletterten Karte wo genau meine heutige Herberge ist. Da haelt ein Auto mit Frau und Kind, die Scheibe geht runter eine Hand streckt sich mir entgegen - es ist meine heutige Gastgeberin. Es sind nur noch ein paar Schritte zu gehen und ich bin da.
Es ist ein großer offener Hof umgeben von dem weiß gestrichenen Wohnhaus an der höchsten Stelle einer Art großer Scheune auf der einen Seite und einem langgestreckten niedrigerem Gebaeude in dem die Gastzimmer untergebracht sind und darin heute ich. Diese Nebengebäude sind in dem norwegischen Rot gestrichen, die Fenster weiß. Und natuerlich alles aus Holz.
Die junge lebhafte Gastgeberin hat schon fuersorglich meine "Kueche fuer eine Nacht" und das Schlafzimmer eingeheizt. Und das tut mir, der ich noch in nassen Stiefeln und triefend ihr ins Haus gefolgt bin, sie wollte es so, schon von der Idee her gut.
Dann fragt sie ob ich was zum Essen braeuchte und ich sage, ein bisschen was zum Frühstück, er du snill - heißt "bitte". Musste ich aber nicht sagen, denn sie spricht sehr gut deutsch. Sie hat ein paar Jahre in Detmold gearbeitet.
Dann brachte sie mir Milch, eine Riesen Portion Wurst, einen Wuerfel Kaese, eine Schachtel Eier, spaeter noch Waffeln und ein großes Glas Erdbeermarmelade. Nescafé und Tee.
Und das kostet alles zusammen weniger als die Blancouebernachtung gestern in der Huette.
Meine Schuhe, in denen ich hergeschwommen bin hat sie im Schuhtrockner getrocknet, meine Waesche die ich in der Waschmaschine waschen durfte, hat sie im Trockner getrocknet aber die Socken nicht, "sonst sind sie fuer meinen Sohn (5).
Ihr seht ich bin wieder einmal begeistert und wir werden uns sicher wieder nochmal treffen zu Weißwürsten in Muenchen oder zum Burgen besichtigen in Sachsen.
Ja liebe Freunde so schoen kann ein Tag zu Ende gehen. Mit vollem Bauch mit gewaschener Waesche mit trockenen Schuhen in einem gemachten Bett - ein Tag der nach einer Regennacht begann.
Ein Tag der mit zwei Tassen Tee aus einem Beutel und einem Muesliriegel begann. Ein Tag der mit einem Aufstieg von 700 auf 800 Meter unter Regenwolken begann.
Dann ging's auf dem Kjølsvegen wieder abwärts zu einem See, da ging's zu regnen an und passend dazu führte der weitere Weg auf dem Halbmeterstreifen zwischen Leitplanken und Fahrstreifen einer Art Bundesstraße bergauf weiter. Das hatte die erfrischende Wirkung, dass ich bei jedem entgegen kommenden LKW eine schöne Dusche ins Gesicht bekam damit ich ja nicht einschlafe.
Nach einem Kilometer war diese an sich ganz reizvolle Situation - wenn man seine Pufferfunktion zwischen Leitplanke und Fahrzeugen vergaß - vorbei und es ging wieder auf eine steil bergauf führende gesplittete Strasse. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt auf der Hauptstraße zu bleiben, aber...
Es ging bergauf und bergauf und ich lief nach den Markierungen und konnte den Weg auf der Karte nicht mehr nachvollziehen. Wusste also nicht mehr wo ich war.
Nun ging's in einen Wald auf einem Grasweg es ging durch Schlammlöcher, da wurde über rutschige Steine und Rundhölzer balanciert. Und die Füße meldeten "quietsch ! Alles unter Wasser" Vielleicht hätte ich mir doch neue Schuhe anschaffen sollen. Doch diese treuen waren mit mir schon den Weg nach Rom und nach Goeteborg gegangen. Das verbindet!
Nach einer längeren Strecke über eine neu aufgeschüttete Strasse aus Lehm, geprägt von tiefen Fahrrinnen, Pfützen und verlockend planierten Stellen die sich als besonders rutschig erwiesen. Das wird wohl eine der sehr angenehmen weißen Strassen werden, die ich gerne gehe.
Immer noch wusste ich nicht wo ich war. Google zeigte mir mit dem Blauen Punkt wo ich stand. Irgendwo im hohen Norden Europas aber rundrum nichts. Und dann ploetzlich wieder auf einer Hauptstraße und dann wieder seitwärts ins Grüne und dann über einen kleinen reißenden Fluss und über eine Stiege hoch über einen Zaun. Und dann ploetzlich konnte ich meinen Standort lokalisieren. Und es war nicht mehr weit. Das Gebelle der Huskies die mich beim Durchwandern eines Hofes hinter ihren Gittern "begruessten" ging mir nicht sehr nahe. Aber sie hatten ihre Freude daran, ich hörte sie noch lange.
Ma chère amie c'est encore un petite histoire aussi pour toi. Souvent le chemin réclame attention. Mais aussi on a le temps à penser. Et aussi je pense beaucoup à toi ma chérie.