Vinstra
Der Name ist so schoen romantisch, koennte eine Abkuerzung von "Weinstraße" sein wie mich auch schon Vignes vor Lillehammer an weinselige Stunden erinnerte.
Aber nein! Ich bin in Norwegen.
Am Ortseingang verwirrend viele Strassen, Einkaufsmarkt, Gewerbegebiet, Kro und Hotell. Aber auch das hierher umgesetzte Haus von Peer Gynt. Gleich hier oben, oberhalb der kleinen Stadt ist der Hof Peer Gynts gestanden. Ihr kennt doch seine Geschichte? In mir gibt es sie nur mehr in Skizzen aehnlich der englischen Sprache. Aber die wunderschönen Melodien der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg habt Ihr sicher im Kopf. (Hab mir grad Solveigs Lied unter Youtube angehört, solltet Ihr auch tun bevor Ihr weiter lest. )
Geplant hatte ich heute einen gemuetlichen Tag. Nur 19km bis zum Tagesziel. In der Früh im Dale Gulbrandsdal Gard lud mich der Herbergswirt beim Verabschieden noch zu einem Berggottesdienst im Freien ein, um 12 Uhr. Es war verlockend, in dieser schoenen Gegend, in dieser Gegend voller Geschichten, inmitten dieser Leute!
Aber ich ging weiter. 19km sind weit, wenn man in die zweite Tageshaelfte hineingeht. Und ein wenig traeumte ich von einem gemütlichen Sonntagnachmittag.
Aber!: Nach ein paar gemuetlichen Auf- und Abstiegen stand ich nach 5 Kilometern vor einem Hof "Sygard Grytting" in der man in der einzigen mittelalterlich erhaltenen Herberge am Weg uebernachten kann (hatte ich nicht vor). Aber ich stand davor und wollte den Hof ansehen. Aber zwischen mir und dem Hof war ein Bach!
Und der Bach war ziemlich aufgeregt. Es gab keine Bruecke meh,r eine primitive Leiter führte 1 1/2 Meter ins Bachbett hinunter eine andere wieder hinauf. Da stand ich nun vor dem eigentlichen wild tosenden Wildbach. Steine ueberspuelt vom Wasser, keine so liegend und geformt dass man drauf stehen und gehen koennte. Weiter oben ein umgerissener duenner Baum reicht bis zum naechsten Ufer, an dem koennte ich mich sichern, aber hier ragt kein einziger Stein aus dem tosenden Wasser.
Es gibt eine alternatve Markierung und die fuehrt den Hang hoeher hinauf. Also weiter steil hoch, ueber einen Geroellhang, durch kniehohes Gras und handstreichelnde Brennesseln. Und dann steh ich wieder vor dem Bach, balanciere ueber wasserumspuelte Steine, klettere einen kleinen Hang empor und stehe wieder vor dem wilderen Wasser. Aber es gibt eine kleine Holzbruecke, allerdings unter Wasser und die Gelaenderstange haengt seitlich im Wasser. Ich trau mich nicht. Es waeren nur ein paar Meter. Aber wenn ich auf dem ueberspuelten Holz ausrutsche - ist's aus und vorbei und ich lieg drinnen wie die Aeste.
Also eine halbe Stunde am Bach entlang absteigen und weiter am vom Bach ausgefransten Rand eines Getreidefeldes bis zur Strasse.
Ausschnaufen, trinken, Apfel essen, ueberlegen, Plan studieren. Ich koennte an der anderen Seite des Baches wieder Aufsteigen zum Weg, aber was erwartet mich dann. Noch weitere Baeche kreuzen den Weg. Ich trau mich nicht.
Ich gehe auf der E5 Richtung Trondheim in Hoechstgeschwindigkeit auf der linken Seite, alle passen auf und mir passiert zwischen Leitplanken und Autos nichts.
Und der holländische Chef des Hollandskgjestehus wundert sich, dass ich schon so frueh da bin.
Ma chère Eddi, est-ce-que vrai, j'ai reçu hier soir un joli salut de toi? Alors je suis sur. Merci. Je t'envoie un petit baiser en revanche.