Sjoa, wieder in einer Hütte
Nachdem ich gestern, nach dem Schock mit den Wildbaechen, auf der E5 gelaufen war, wollte ich reumütig wieder auf den "Pilgerweg" zurueck kehren. Ich wollte also etwa 2 km zurueck laufen, einen Berghang hinauf steigen Richtung Peer Gynt Hof, um dann wieder auf den gekennzeichneten Weg zu kommen.
Aber trotzdem rumorte etwas in mir. Wieso soll ich einen bestimmten, vorgegebenen Weg gehen, der mit dem historischen Wegen genauso wenig zu tun hat wie ein anderer? Nur deshalb weil ihn ein anderer besonders schoen und anspruchsvoll findet. Ich glaube nicht, dass die Pilger, die wahren Pilger Umwege gegangen sind um sich zu kasteien. Sie sind Umwege gegangen um eine Herberge zum Schlafen, einen Goenner fuers Essen oder einen heiligen Ort zum Anflehen Gottes zu finden. Und sie sind Umwege gegangen um Gefahren aus dem Weg zu gehen.
So das musste gesagt werden. Und da passt gut dazu was in meinem schlauen Fuehrer steht: "Bei besonders schlechtem Wetter koennen Pilger ohne Scham (!! ) den Weg entlang der E5 gehen..." Ja wo sind wir denn. Geht's hier um einen sportlichen Parcours oder um einen Pilgerweg nach Trondheim.
Manche klugen Leute sagen, einem tief in die Augen blickend: der Weg ist das Ziel! Dann braucht , ja dann darf der Weg kein Ziel haben. Aber ein Pilgerweg bei den Christen und auch den Moslems hat ein Ziel. Und dieses Ziel ist wichtig, nicht der Weg dorthin.
Der Rede kurzer Sinn, ich habe mir einen bequemeren Weg, nicht an der E5 sondern an der anderen Seite des Lågan herausgesucht. Eine kleine, wenig befahrene Strasse, immer ein klein bisschen ansteigend dann wieder abfallend aber immer in der Nähe des Flusses und mit gutem Ausblick auf die Hänge in denen ich den "pilegrimsleden" annahm.
Wie in alten Zeiten habe ich meine Absicht mit meinem Wirt, einem Hollaender, besprochen, er hat den Weg für gut gehalten und mir gezeigt wie ich ihn finden kann.
Ich war schon einige Zeit im Städtchen unterwegs, rumschauend und fotografierend als ich plötzlich ein "hallo" hörte. Mein Wirt mit Frau auf dem Weg zum Einkaufen. Er kam her und fragte ob ich Probleme mit dem Weg hätte. Hatte ich in diesem Fall nicht. Aber bei mir weiß man's ja nie so genau, wie Ihr wisst. Doch ich fühlte mich liebevoll umsorgt.
Wie kommt ein Holländer nach Vinstra. Die beiden haben sich einen Traum erfüllt, ein eigenes kleines Hotel. Süß gestaltet und die Frau kocht selbst, einfach aber sehr schmackhaft. Da habe ich mir sogar das hausgemachte Zitroneneis nicht entgehen lassen.
Auf diesem einfacheren Weg, einer ruhigen Asphaltstraße bin ich nun weiter gekommen als ich dachte und hab dazu noch einen Campingplatz am Weg, am Fluss gefunden, eine Hütte in der ich, die Füße auf dem Tisch, neben der Heizung, mit einem Auge den Fluss betrachtend, euch diese Zeilen schreibe.
Als ich zur Resepsion des Campingplatzes kam war natürlich keiner da. Aber auf der Fensterbank lagen Schluessel. Und auf einem Zettel am Fenster stand, man solle sich eine Hütte raussuchen und den passenden Schlüssel dazu nehmen. Für vorbestellte Hütten steht der Name auf dem Schlüssel. Da waren viele Schlüssel aber auf jedem stand ein Name! Was tun? Anrufen! Es wird nicht abgenommen. Email schreiben. Hab ich gemacht. Ich sitz auf den Stufen vor der Resepsion. Da kommt ein Ehepaar und geht zu einem Wohnmobil. "SHA" Deutsches Kennzeichen.! Ich springe ächzend auf und Rufe Hallo! Und die Frau widmet sich gleich meiner. Sie stellt fest, dass auf allen Schlüsseln "ledig" drauf steht. Ledig, klärt sie mich auf, heißt "frei". Ohh Siegfried ! Aber zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, ich hatte keine Brille auf der Nase gehabt als ich die Schlüssel anschaute.
Die Landschaft hat sich wieder sehr verändert. Das Tal wird enger, die Berghänge dunkler, fast nur Waelder kaum mehr Weideflächen dazwischen. Nur vereinzelt Häuser an den Hängen. In Flussnähe kleinere Hausgruppen, meist keine Dörfer.
Der große Fluss fließt schnell und schäumend. Ich glaube er hat auch Hochwasser, man sieht es an im Wasser stehenden Bäumen.
Die Vegetation ändert sich auch. Jetzt sehe ich schon oft grosse fremdartige helle Flächen im Wald. Sie sind mit hellgrauem Moos bedeckt, wie Isländisch Moos.
Ma chère copine, ces sont des jours quelquefois longs et accaparants mais on a assez de temps pour penser à ses filles, ses amis et surtout à toi. Merci pour tes saluts!
Kommentare