Kongsvold
Sonntag. Der dritte Sonntag seit ich unterwegs bin. Er ist mit einem gemütlichen Frühstück in unserer Fjellstua angegangen. Die Fjellstua ist eine große Anlage mit einem Hotel, und einem Nebengebäude, das ein preisgünstigeres Vadrarhjem ist, wo wir zwei Pilger und eine Menge anderer Leute drin schlafen, von denen wir aber nur die Schuhe vor den Zimmern sahen. Dabei ist auch noch ein Campingplatz und ein großer Reiterhof.
Rolf hat die Gelegenheit genutzt seinen abgemagerten Bauch wieder aufzufüllen. Ich hab querfeldein alles probiert. Das ist so alles was man so in Hotels bekommt. Besonders gut schmecken MIR die Marmeladen und das warme weiche frische Brot.
In der Naehe ist eine einsam am Berg stehende Wandrerkirche, aber das habe ich schon erzählt, das war mein erstes Ziel heute und ich war kurz nach Zehn dort. Und natuerlich war dort nichts, ich war der einzige Besucher. Aber eine sehr nette Dame war dort, die, nachdem wir uns durch Norwegisch und Deutsch gehaspelt hatten gut Deutsch sprach. Sie macht diesen Dienst heute das erste Mal. Ich bin ihr erster Besucher. Sie bot mir Plaetzchen und Kuchen an, ein Service fuer die Pilger und sie durchsuchte die halbe Kirche um den Stempel für meinen Ausweis zu finden und dann erzählte sie mir noch was von der Kirche. Der Bogen ueber der Apsis ist aus einem hiesigen Naturstein gebaut. Wenn die Sonne durch die Fenster scheint - heute nicht - leuchten die Metalle, auch Goldspuren, im Stein auf.
Der Weg heute war einfach bis auf die letzten drei Stunden, wo's wieder ueber felsige Strecken, durch Wasser und Baeche und auf und ab ging.
Genau dort wo ein Kilometerstein nach Trondheim 208 stand den ich fotografierte, begegnete mir ein Paar und die Frau bot mir an mich zu fotografieren. Und so gibt es von diesem Stein und einem baertigen Siegfried ein Bild. - wer das wieder eingefädelt hat? - Es waren die einzigen Leute die mir auf dem Weg begegnet sind.
Wir waren getrennt gewandert und sind jetzt wieder zusammen, Rolf und ich, in einem einsam stehenden Nobelhotel am Eingang zur Driva-Schlucht. Auch hier gibt es ein eigenes Gebaeude fuer die Pilger so dass die Uebernachtung preisgünstig ist. Und noch was Besonderes: Der Schnellzug zwischen Oslo und Trondheim haelt seit Alters hier auf Anforderung!
So und jetzt war ich beim Middag. Rolf war nicht mitgegangen. Er wollte sein seit Tagen mitgetragenes Brot essen bevor's schimmlig wird.
Ich kam in den Salon. Da ich angemeldet war, stand mein Gedeck schon einsam auf einem großen Tisch. Ich aß Gravet reinsdyrfilet med pepperrotsno, dann Stekt fjellorret med mandelsmør und als Nachspeise Sjokoladepave med kirsebærssorbet. Und wenn jemand von Euch das Wasser im Munde zusammen läuft, kann ich's verstehen.
Anschließend saßen die Gäste noch ein bisschen zusammen und ein norwegisches Ehepaar setzte sich zu mit. Sie kommen aus Südnorwegen und sind in die Lofoten unterwegs und wir fachsimpelten über Stockfisch und Klippfisch über Baccalao und natürlich auch über mich.
Ma chère Eddi, merci pour tes jolis saluts le matin. C'est pourquoi aujourd'hui je suis randonné avec des ailettes.