09
Juni
2014

Lubliniez

Die letzte Übernachtung außerhalb Tschenstochaus ist reserviert. Ich sag Euch das, weil das Sichern der Übernachtungen das Aufregendste an meiner Tour ist. Nur einmal hat das wirklich geklappt. Und da nur deshalb, weil mein Gesprächspartner ein bisschen deutsch konnte. Einmal kam es zu einem längeren "Gespräch" mit einer Dame am Telefon, das für mich sehr aussichtsreich schien, es kam sogar bis zur Aufnahme des Namens, dann aber nach leisen Selbstgesprächen der Dame, bei denen ich auch Blättern hörte, hieß es plötzlich "nie" nein, und aus war der Traum.

So melde ich mich am liebsten per Email an, wo ich ein vorbereitetes Sprüchlein auf polnisch versende. Das Problem ist nur, dass es oft keine Antwort gibt. In Orten in denen es mehrere Möglichkeiten gibt, vielleicht sogar eine Stadtinformation klappt es dann auch.

In Städten wie Bresslau oder Oppeln läuft dann ein wildaussehender, verschwitzter Rucksackträger in feine Rezeptionen zwischen feine Leute. In der Zwischenzeit ist der Rucksackträger aber auch diesbezüglich abgehärtet und denkt sich nichts mehr dabei. Der Service an den Rezeptionen nimmt mein Erscheinen nach einem kurzen erstaunten Blick immer gelassen und professionell, was mich immer wieder erstaunt.

Die neueste Methode, von der Herberge aus, in der ich gerade bin, die nächste anrufen zu lassen um zu reservieren, ist die eleganteste und bequemste, vor allem dann, wenn ein bisschen deutsch gesprochen wird. Und wenn man vor einer netten Dame steht und bittend das Handy mit der Nummer hinhält, dann wird gerne der Anruf gemacht. Und ich stehe mit großen Augen dabei und staune wie viele schnell gesprochene polnische Worte es braucht, um zu sagen "haben sie Ei Zimmer frei?" Aus dem Klang der Stimme und dem Lächeln meiner "Telefonistin" schließe ich dann das positive Ergebnis: das Bett für die nächste Nacht ist gesichert.

Heute im Restaurant hätte ich bald einen Cognac bekommen, wenn sie einen gehabt hätten. Ich wollte zum Abschluss noch ein kleines Bier und die Rechnung, also: "prosche mali piwo a rakoniak". Klang für mich perfekt. Aber, wie gesagt für polnische Ohren irgendwie fremdartig. Ich bediente mich schließlich der Urzeichen der Menschheit um das auszudrücken was ich wollte und es klappte vorzüglich. Übrigens Rechnung heißt "rachunek". Mal ausprobieren, vielleicht klappt's.

In Łagoewmiki Palę, das auf deutsch Hedwigsruh heißt, stieg ein Radler vom Rad und unterhielt sich eine Viertelstunde mit mir auf deutsch, er meinte sogar ich liefe in die falsche Richtung. Aber wir klärten das auf.

Eine Frau beauftragte mich von ihr Grüße der Schwarzen Madonna zu überbringen.

Gottesdienste bei denen die Leute bis vor den Türen standen. Ich stand vor der Tür der Kirche in Lubliniec, kurz vor meinem Ziel, und hörte in heißen Schuhen, den Rucksack auf dem Rücken eine endlose polnische Predigt. Es ist Pfingsten.

So, nur noch zwei Tage gehen. Noch zwei Tage gehen und schwitzen und das Ziel ersehnen!

Morgen muss ich mir Pflaster kaufen, die wenigen mitgenommenen sind verbraucht. Es ist das erste Mal auf meinen Wanderungen, dass ich so viele Pflaster brauche: Ich werde alt.

Coucou ma tendre copine il est très douce sentir ton convoyage

Kommentare

1. Bernhard
Fast bin ich versucht schon zur erfolgreichen Wanderung zu gratulieren, aber ich wünsche Dir nur ein gesegnetes Pfingsten und noch zwei schöne Tagestouren mit geringem Pflasterverbrauch. Wir denken an Dich!

2. Chantal
Also ob der Pflasterverbrauch etwas über das Alter aussagt, das bezweifle ich jetzt mal. Ich glaub, es ist einfach feuchter als auf den anderen Wanderungen.

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