Częstochowa (Tschenstochau)
In Boronow bekam ich ein exzellentes Frühstück und der Abschied war fast ein bisschen rührend. Ja so ist das bei Privatquartieren. Und meine Gastgeberin, die währenddessen an der Nähmaschine arbeitete, sprach zunehmend besser deutsch.
Als ich dann meinen Rucksack aufnahm lag etwas am Boden, das dort nicht hingehörte, erst dachte ich an ein Stück Gummi, beim näheren betrachten erwies es sich als ausgewachsene schwarze Schnecke. Die war als blinder Passagier an meinem Rucksack mitgekommen.
Die heutige Wanderung, es war die letzte große Wanderung in meinem Leben, wenn's so bleibt wie ich es geplant habe, hat noch einmal alles geboten, was eine Wanderung bieten kann:
Ein schöner Abschied am Morgen
Ein optimistisches Wandern über einen Feldweg einem Wald zu
Vogelgezwitscher im halbschattigen Wald
Verlieren des rechten Wegs und und stolpern durch Niederholz
Überfall von Fliegen, Bremsen und Mücken, so dass ich nicht einmal mehr das GPS benutzen kann.
Suchen des Rückwegs bis zu wieder einem bekannten Ort
Wandern an belebter Strasse und ausweichen in den Straßengraben
Wandern durch morastige Pfützen über Schotter und feinen Sand
Wander durch trostlose Vorstadtstrassen
Geläut der Glocken der Kathedrale von Tschenstochau beim Vorüberziehen
Tschenstochau. In Erinnerung bleiben wird mir der weite Weg in die Innenstadt. Laut Karte dachte ich, das wäre alles schon Stadt. Aber da waren nur ungepflegte Sandstrassen und hinter viel Grün versteckte Häuser. Dazwischen einmal ein kleines Lädelchen am Straßenrand.
Dann geht's über eine Brücke aus sozialistischer Zeit über Bahngeleise. Der schwankende Wanderer und die Radfahrer kommen zwischen Geländer und Leitplanken-Rückseitenpfosten kaum an einander vorbei.
Dann geht's über steile Treppen hoch und runter um auf einer Fußgängerbrücke wieder Gleise zu überqueren. Sehnsüchtig erwarte ich eine malerische Altstadt. Doch nur sehr desolate Häuser stehen an den desolaten Strassen in die Innenstadt auf dem Weg den ich gehe.
Die Kathedrale leuchtet in der Abendsonne plötzlich als roter Ziegelbau vor mir auf. Davor eine Häuserzeile von sozialistischen lieblos gestalteten erdgeschoßigen Läden mit geschmackloser Reklame.
Ich bin enttäuscht von Tschenstochau !
Mein Quartier, ein einfaches Hostel ist gleich um die Ecke und sehr günstig.
Ich bin erschöpft, verschwitzt, durstig und meine: heute keine Bewegung mehr!
Doch dann Trinken kühlen Wassers aus dem Wasserhahn, Duschen, trockene Kleider, ins Restaurant um die Ecke, kühles Bier, das vom Wirt empfohlene Essen, noch ein Bier und dann auf Suche nach der malerischen Altstadt, die ich mir so vorgestellt habe wie in den anderen liebenswürdigen Städten, die ich in den letzten Tagen durchquert habe. Ich finde sie nicht! Gibt es sie?
Alors ma tendre amie. Beaucoup des jours beaucoup des pensées. Beaucoup pensé aussi de toi et de moi. Quel destin nous a dirigé ensemble - nous a séparé - nous a laissé retrouver....
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