10
Juni
2008

Eisenach (3) (9. Juni)

Ach, Ihr Nichtsahnenden!

Ich sitze nun hier schon zum dritten Mal im Biergarten der Wandererherberge "Am Storchenturm" in Eisenach vor einem Weißbier, aber diesmal schon mittags!

War nämlich gerade bei Arzt, und der hat mir eine Spritze gegeben und nochmal einen Tag Ruhe verschrieben. Und da hier in meiner Stammgaststätte gerade ein Zimmer frei geworden ist (Ihr kennt sie ja vielleicht schon aus meinen Tagebuchschilderungen der vergangenen Tage: Es ist die mit den netten jungen Bedienungen), brauch ich nicht mehr ins Puppenstubenhotel zu ziehen und spare mir so, wie vom Arzt verordnet, möglichst viele Schritte, sitz aber trotzdem, wie schon gesagt, in einem schattigen Biergarten und bekomme gleich ein "Bierfleisch"! Und lege wohlig die Füße hoch.

Und da ich heute viel Zeit habe, werdet Ihr ein Resumée der vergangenen vierzehn Tage erhalten oder – wenn das Bier schon eher wirkt – vielleicht bloß der letzten vier Stunden.

So, jetzt hab ich mir gerade die Schuhe ausgezogen. Man gewöhnt sich langsam ans Außenseiterleben.

Wie ich Euch schon geschrieben habe, habe ich seit den letzte drei Tagen Schmerzen an der Vorderseite der Schienbeine. Beim rechten Bein waren sie vorgestern über Nacht wieder weg, aber das linke macht weiterhin Faxen.

Meine liebe "Ernste Hessin" wollte mir schon am Freitag Mobilatcreme geben, aber ich lehnte ab, da ich glaubte, das sei nur eine Crème zur Schmerzlinderung, und das wollte ich nicht: Da ich erstens ein starker Mann bin (ein Indianer spürt ...), zweitens ein Pilger, der damit EURE Sünden abbüßt, und drittens mir die Meldungen meines Körpers – wo er meint mir was mitteilen zu sollen – nicht stören lassen will.

Aber bevor sie weiterzog, gab sie mir ihre Tube, und ich halte sie in Ehren und denke jedesmal wenn ich sie öffne und einen Strang entnehme an "SIE".

Der Arzt, der mir im Puppenstubenhotel empfohlen worden war, sollte ab zehn Uhr da sein. Aber seit 1. Juni. Beginnt er erst um elf Uhr. Und da die Praxis direkt am "MARKT" ist, hatte ich so Gelegenheit in die dortige Kirche zu gehen. Und siehe da, da stand mal wieder wer hinter mir, der sagte, wenn der nicht will, dann zwingen wir ihn halt!

In dieser Kirche, der Stadtkirche "St. Georgen" wurde 1221 Landgraf Ludwig IV mit Elisabeth – der späteren hl. Elisabeth – vermählt. Sie war da erst 14 Jahre alt. In dieser Kirche wurde J. S. Bach getauft, hier sang Martnn Luther als Kurrende-Sänger, hier wirkten Pachelbel und Telemann. Und all das hätte ich vielleicht nach dem Durchlesen der diversen Führer erfahren, aber so hatte ich viel Zeit in der Kirche mit ihrer schönen Orgel, ihren vier Emporen über den Seitenschiffen, immer war wieder eine dazu gebaut worden, weil wegen der vielen Leute der Platz zu klein wurde.

So, jetzt mache ich Schluss: Erstens muss ich ein Weißbier nachbestellen, und zweitens wird sonst die E-Mail zu lang, und dann funktioniert wieder was nicht, und drittens könnt's dann im Internet-Tagebuch weiterlesen, falls Ihr wollts. *(Das war eine E-Mail an ein ganze Reihe von Leuten. Ich hab aber auch nicht mehr bekommen als der Rest. ;-) Anm. d. Red.)

Euer
Siegfried

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