25
August
2008

Gargilesse (21. August)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 0

Ihr Lieben,

Es gibt so viel zu erleben und zu erzählen, dass ich gar nicht dazu komme es aufzuschreiben.

Nach Gardilesse bin ich mit großen Erwartungen gekommen. Einerseits ist das der Ort wo sich die beiden Pilgerwege, die von Vézelay nach Santiago führen, wieder treffen, andererseits soll es einer der schönsten Orte Frankreichs sein.

Da der Weg von Cluis nach Gardilesse nicht sehr weit ist, hatte ich es ruhig angehen lassen und vor allen Dingen die Gelegenheit genutzt, beim Coiffeur, der allerdings kein Coiffeur war, sondern auch lauter so nette Damen wie bei meinem Stammfriseur in Topfseifersdorf, nachzufragen, ob sie mir nicht "meinen Kopf machen möchten".
Da ich nicht wußte, was Haare schneiden heißt, hatte ich so gleich alles auf einmal gesagt, denn beim Kopf ist ja auch der Bart inbegriffen. Ich mußte ein wenig warten und nutzte die Zeit, Kirche, Marktplatz und ein paar schöne Häuser anzusehen. Aber dann gings mir an den Bart! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie gut das dem Kinn und dem Kopf gut tut, wenn sie plötzlich wieder frisch Luft spüren!

Ein anderer Mensch trat mit Rucksack aus dem Coiffeursalon und die ohnehin freundlichen Leute grüßten mich mit einem besonders herzlichen Bonjour. Ich hatte, glaube ich, schon ein wenig wild, ein Friseur würde vielleicht sagen "ungepflegt" ausgesehen. Bart und Haare waren ja immerhin 2 Monate nicht geschnitten gewesen, und gekämmt habe ich mich nur zu besonderen Anlässen, obwohl ich in meinem Rucksack einen Kamm mitschleppe, der jedesmal wenn ich ihn raushole, einen Zahn weniger hat.

Beim kleinen Supermarkt kaufte ich mir Äpfel und Orangen sowie einen Trinkjoghurt für den Weg und als ich um die Ecke auf unseren Weg ging, sah ich Jacky, useren Pilgergefährten, den wir seit Châtelet kennen, und der immer wieder auf uns trifft. Wir gingen zusammen bis Dampierre, dann schmerzten ihn seine Beine so, dass er eine Pause einlegte.

Ich kam nach einer abwechslungsreichen Wanderung so gegen 4 Uhr in Gardilesse an, und da ich das Hotel, in dem Corinne das Zimmer reserviert hatte, nicht gleich fand, ging ich zur Kirche hoch, aus der Musik erklang.
Durch Corinne hatte ich erfahren, dass hier das Sommerfestival der Harfenmusik gefeiert wurde, deshalb auch die Furcht, dass es keine Übernachtungsmöglichkeit geben könne.
Ein Quintett probte: Harfe, Flöte, Geige, Viola, Cello. Musik des 20. Jahrhunderts zwischen Orient und Okzident. Wunderschön. Ich stellte meinen Rucksack in eine Ecke und hörte verschwitzt eine halbe Stunde zu. Dann erst ging ich zur Information und gleich war das Hotel gefunden.

Bestellt hatte Corinne ein Zimmer mit zwei Betten, da wir kein "Couple" seien. Da war aber nur ein breites Bett! Ja Ihr Leute mit Eurer Fantasie! Ich schlug vor, auf dem Boden auf meiner eigenen Matratze zu schlafen, wir beförderten dann aber eine der beiden Matratzen des Bettes auf den Boden, und so brauchte Siegfried, Ihr kennt den ja sicher, den von den Nibelungen, kein Schwert zwischen sich und Brünhilde legen. Und falls Ihr Euch noch weitere Gedanken macht, man kann alles so arrangieren, dass alles unkompliziert und dezent abläuft und beim Eintreten klopft man an und wartet das "oui" ab.

Wir waren dann nach einem schönen Abendessen im Harfenkonzert. Es war ein wunderschöner Abend, bei dem ich vor allem nicht nur der Musik zuhörte, sondern auch die Bewegungen der Hände der Harfenistin, die manchmal energisch, ja hart, dann wieder zärtlich und sanft über die Saiten glitten, fasziniert beobachtete.

Es war ein außergewöhnlicher Abend meiner Pilgerreise.

Ach ja – das dritte Programm des Französischen Fernsehens war auch da, und wir konnten die Direktübertragung eines Interviews mitverfolgen. Vor allem das Warten auf den Beginn war interessant. Die zu Interviewende, eine Harfenprofessorin aus Brüssel, stand auf einem Koffer, damit die Höhe stimmte und bis zur Übertragung übte der Interviewer immer wieder seinen Text und seine Bewegungen. Und in ein paar Minuten war dann alles vorbei.

Wie diese Email vom Siegfried

25
August
2008

Cluis (20. August)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 0

Anm. d. Red.: Noch kein Bericht verfügbar.

21
August
2008

La Châtre (19. August)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 1

Heute sind wir von Le Châtelet aus 32km gelaufen.

Wir sind wieder drei. Einen älteren Pilger, etwa in dem Alter von mir, Jacky, haben wir in der privaten Herberge von gestern getroffen. Er hatte ursprünglich die Wanderwege gehen wollen, die, wie Ihr von meinen Beschreibungen der Wanderwege in Deutschland her ja ausgiebing kennt, mordsumständlich geführt sind und für Pilger, die ein weit entferntes Ziel haben, nicht sinnvoll sind.

Wir drei sind also in der früh bei strömendem Regen losgegangen, immer so in viertelstündigem Abstand. Erst Corinne, dann Jacky, schließlich ich, von wegen des ausgiebigen Frühstücks. Ich dachte ich würde Jacky nie wiedersehen.

In Châteaumeillant stehe ich gegenüber der großen, wuchtigen Kirche bei einem Briefkasten und schreibe grade noch ein paar Zeilen auf eine Karte, als ich "Siegfried" hörte. Es waren die beiden. Sie hatten sich auf der Strecke getroffen und sind gemeinsam weiter gegangen. Hier aßen und tranken sie etwas. Ich hatte viel Obst dabei, kehrte also nicht ein, sondern aß meine Banane und eine Orange auf unter einem Dach.

Immer wieder regnete es, manchmal schauerartig, manchmal ein bißchen, aber fast ständig mußte man die Kaputze auf dem Kopf haben. Erst am späteren Nachmittag konnte ich die Regenjacke ausziehen.

Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Die Felder sind durch Hecken unterteilt und Wiesen mit weidenden weißen Rindern, Stieren und Kühen wechseln sich mit abgemähten Getreidefeldern, umgeackerten Feldern und großen Sonnenblumenfeldern ab. Die Sonnenblumen sind jetzt schon reif und lassen ihre Köpfe hängen.

So sehe ich das Jahr auf meiner Wanderung vergehen...

Siegfried

19
August
2008

Le Châtelet (18. August)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 0

In unserer letzten Herberge sind wir mit einem ganz besonders guten Frühstück verabschiedet worden: Obstsalat!

Und so frisch gestärkt gingen erst Corinne, dann eine halbe Stunde später ich weiter. David hatte einen schweren Kopf, weil er am abend vorher zu Besuch bei Bekannten war. Er wird auch möglicherweise heute abend nicht zu uns stoßen, sondern im Zelt übernachten.

24 km, um 9.00h weggegangen, um 16 Uhr kam ich in der Gite in Le Châtelet an.
Es ist eine private Gite, Corinne ist schon da und auch ein Mann, etwa in meinem Alter.

Nach dem Duschen verkünde ich: je fait la cuisine! (ich mache die Küche!).

Dazu mußte ich erst mal zum "intermarché" marschieren, der einen Kilometer weit entfernt ist. Aber einen Pilger, der gerade 24km gelaufen ist, und der Hunger hat, schreckt das nicht! Nur sollte auch ich langsam begreifen, dass ich hungrig nicht einkaufen sollte. Es war halt wieder zu viel, und ich mußte das alles, auch je eine Flasche Cidre und Rotwein ja wieder zurückschleppen. Aber ich überraschte dann doch mit meinen Kochkünsten und das tat mir gut.
Als Vorspeise gabs Paté campagnard, dann einen gemischten Salat mit Tomate, Paprikaschote, Endivien und Orange, in Ermangelung von Essig und Öl mit Zitrone, Honig und Butter angemacht angemacht, darauf Schweineschnitzel naturell mit Kartoffelpüree und Erbsen aus der Dose. Corinne war ganz überrascht, dass ich das Püree frisch gemacht habe, sie kauft das immer in der Tüte. Da wir nur wenig Salz und Pfeffer hatten, es fehlte einfach in der Gîte-Küche, schmeckte alles etwas apart, d.h. sehr natürlich, wenn man's positiv ausdrücken will.

Die andern sind jetzt schon ins Bett gegangen, ich sitz noch da, um meinen Rotwein auszutrinken und höre im Dunkeln sonderbare Naturgeräusche um mich. So ähnlich wie wenn Katzen sich anfauchen, aber das ist es nicht.
Auch die Wäsche, so ein Pilger hat ja allerhand ganz Diesseitiges zu tun, damit er nicht verdreckt, muß ich noch reinholen.

Da braucht Ihr Euch nicht zu wundern, dass ich oft nicht zum Schreiben komme, aber ich hab mir vorgenommen, alles, soweit es möglich ist nachzuholen...

19
August
2008

Saint-Amand-Montront (17. August)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 0

Viele Grüsse aus Saint-Amand-Montront, wo ich grade einen Café au lait getrunken habe. In einer knappen Stunde bin ich in der reservierten Herberge.

Siegfried

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