12
Oktober
2008

San Martin del Camino (10. Oktober)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 0

Den gestrigen Nachmittag und Abend in Leon hat unsere "Pilgerfamilie" gemeinsam verbracht. Wir waren in der Kathedrale, dann führte uns Alex in ein Cafe wo's den besten Chocolate con Churros gibt und nach einem kleinen Stadtrundgang setzten wir uns zur Einstimmung auf das Abendessen noch echt spanisch in eine Bar um einen Bacheran zu trinken.

So gestärkt gingen wir dann, wir waren so an die zwölf Leute in eine Tapas-Bar und Alex suchte eine Anzahl Tapas raus, und jeder konnte nehmen was er wollte. Da gab es Pilze, geröstete kleine Fische, die mir besonders schmeckten, weil sie so knusprig waren, Fleisch vom Schwein, Kutteln!, geröstete Kartoffeln und gegrillte Paprikaschoten.

Gut gestimmt und angeheitert vom Wein zogen wir in die Herberge, in der schon wieder alles dunkel war und aus den Schlafräumen uns die sanften Schnarchlaute begrüßten. Rascheln, im Dunklen ausziehen, Zähne putzen, in den Schlafsack kriechen: so sehr Du Dich auch bemühst, leise zu sein, etwas gibt immer ein Geräusch von sich: Die Folien im Rucksack beim Suchen, die Gestelle der Betten, wenn man ins Bett steigt oder sich umdreht, die Matratzen und schließlich der Reißverschluß des Schlafsacks. Aber schließlich sind diese Geräusche verebbt und das gleichmäßige Atmen und leise Schnarchen im Chor der Pilger wiegt auch mich langsam in den Schlaf.

Wie romantisch! Aber so ist es wirklich.

Der Weg zum nächsten, 24km entfernten Ziel, San Martin del Camino, verlief immer auf einem Pfad neben der Nationalstrasse, er war also, bis auf ein paar kurze Abschnitte, nicht besonders romantisch. Aber im Führer wird auch eine Strecke angeboten, der "Calzada de los Pelegrinos", der im Gegensatz zum "Camino real", so nennt sich der Weg neben der Straße, auf Umwegen zum Ziel führt. Ich bin mehr für die Realität und wähle natürlich den kürzeren Camino real.

In San Martin gehe ich gleich in die erste Herberge. Die Franzosen hatten gesagt, die sei besonders gut und sie gingen dort hin, aber schließlich ist keiner da. Sie sind in der nächsten Herberge im Ort, wie ich später von Austin erfuhr.

So hatte ich einen ruhigen Spätnachmittag, wusch Wäsche und legte mich in einen Liegestuhl mit einem Glas Rotwein. Am Abend stellte ich fest, dass wir nur drei Pilger in dieser Herberge sind, ein Franzose, eine Engländerin, die ein wenig spanisch kann und ich. Und wenn der Herbergsvater was zum Franzosen sagt, sagt die Engländerin das zu mir, ich das in französisch zum Franzosen und rückwärts geht's genauso. Wir haben einen netten Abend verbracht und dabei auch noch gut gegessen.

Siegfried

12
Oktober
2008

Leon (9. Oktober)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 0

In der Morgesonne, schon wieder unterwegs, kommen wir am Hospital San Marcos vorbei. Ich bleib noch ein bißchen, schreib Karten und genieße die Morgensonne in dieser Umgebung.

Gestern Abend hat unsere große Familie aus Franzosen, Australiern, Kanadiern, einem Koreaner aus USA und einer Südafrikanerin von meinem 3. Schutzengel Alessandro Abschied gefeiert, mit einem großen Tapasessen. Heute noch ein gemeinsames Desayuno mit Chocolate con Churros und schon sind alle wieder auf dem Weg!

Siegfried

12
Oktober
2008

Mansilla de las Mulas (8. Oktober)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 0

Anm. d. Red.: Noch kein Bericht verfügbar.

8
Oktober
2008

Terradillos de los Templarios (7. Oktober)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 0

Jetzt muß ich schon wieder so viel nachdenken was in den letzten beiden Tagen passiert ist.

Die Landschaft ist immer gleich geblieben, es ist flach und man sieht sehr weit. In der Ferne, im Norden sehe ich Berge, mir scheinen sie weiß, also mit Schnee bedeckt zu sein. Manchmal bin ich mir allerdings nicht sicher ob ich nicht Wolken als Berge ansehe. Eigentlich ist das auch gleich. Wichtig ist ja nur, dass es sehr schön ist und dass diese Wolken oder Berge Teil der Landschaft sind.
Ich bleib immer wieder stehen und drehe mich um meine eigene Achse. In der Morgensonne ist die Ebene wie verzaubert. Disteln glitzern, die Blätter der den Weg begleitenden jungen Platanen, das mein ich jedenfalls, denn sie haben Blätter wie Ahorn, aber die Stämme sehen so gefleckt aus wie bei den Platanen.

Auch eine Art Akazien oder Eschen begleitet zeitweise den Weg. Allessandro hat mir erlärt, die Regierung pflanze diese Bäume um Schatten für die Pellegrinos zu schaffen. Ich brauche allerdings keinen Schatten, ich bin froh, wenn mich ein Sonnenstrahl trifft.
Jeden Morgen ist es eiskalt und ich ziehe so ziemlich alles an, was ich habe. Und wenn die Sonne rauskommt, wird ein Teil nach dem anderen wieder ausgezogen.

Die Gefolgschaft von Alex – Allessandro – er ist der Meinung, Alex wäre für uns Nichtspanier leichter zu merken – hat sich vergrößert. Das kanadische Ehepaar und jetzt auch ein paar Australierinnen. Er ist ja auch ein feuriger – englisch sprechender! – Spanier. Trotzdem kümmert er sich wie ein Sohn um mich, und ich weiß nicht warum!

Gestern sind wir also in Carrión de los Condes gewesen. Ich habe die letzte Wegstrecke mit einer irischen Geschichtslehrerin eifrig plaudernd zurückgelegt. Sie macht sehr kleine Schritte, erhöht aber die Frequenz, wenn nötig so, dass sie mit einem begleitenden Mann, der gewohnt ist mit Riesenschritten durchs Leben zu schreiten, das bin in diesem Abschnitt unserer beiden Leben ICH, Schritt halten kann. Ich genieße das. Ich gehe langsam und sie trippelt neben mir.
Sonst bin ich der Trippler. Susanne holt groß aus und schreitet wie man sich das von einer Dänin gemeinhin – ich im Besonderen – so vorstellt, mit weit ausholenden Schritten, trotzdem weiblich elegant wie ein Reh, neben mir her.
Ich, gar nicht der SIEGFRIED von dem der Brasilianer gestern sprach, den er aus den alten Sagen kennt, sein Mädchen lag gestern über mir – im oberen Bett, deshalb passierte er mehrmals bei mir vorbei, und so kamen wir uns näher.

Ihr glaubt nicht, in welchen Tonvarianten sich brasilianische oder spanische Mädchen äußern können. Heute Abend wars ruhig, aber manchmal, die letzten Tage, wars so, als ginge man an einem Sonnenblumenfeld vorbei, in dem die Vögel Diner machen! Nur dass da nur ein Vogel war! Da möchte ein 70-jähriger nochmal 20 sein!

Heute hat doch tatsächlich irgendein Raubvogel vor meinen Augen ein kleines Vogerl verfolgt. Fast hätt' er es erwischt und ich sah schon die Federn fliegen. Da machte das Vogerl eine geschickte Wendung und der große Vogel flog ein Stück weiter bevor er die Kurve kriegte. Er nahm die Verfolgung wieder auf, aber das Vogerl hatte wieder einen großen Vorsprung. Der Raubvogel gab's auf und drehte ab.

Die Herberge in Terradillos de los Templarios wird privat geführt. Ich liege in einem Zimmer mit fünf Betten, es sind allerdings nur noch zwei Frauen mit im Raum. Ich komme mir wie im Hotel vor. Die Duschen spenden viel Wasser und das ist auch noch heiß! Fast wie zuhause.
In den letzten Tagen konnte ich das heiße und kalte Wasser nur an der Farbe der jeweiligen Hähne erkennen.
Hier gibt's auch gute Waschgelegenheit und viel Platz zum Aufhängen der Wäsche, Sonne und Wind, bis zum Abend ist die Wäsche trocken. Am nächsten Tag bin ich froh, gewaschen zu haben.

Siegfried

8
Oktober
2008

Carrión de los Condes (6. Oktober)

Geschrieben von Siegfried | Kommentare: 0

Hallo, lieg schon wieder im Bett.

Hab heute unterwegs Emails geschrieben weil ich eine gute Verbindung hatte, dann hab ich auf dem Weg Penelope (oder so ähnlich) kennengelernt, eine irische Geschichtslehrerin, und bin mit ihr eifrig englisch parlierend nach Carrión de los Condes gelaufen, dann hab ich ein kleines Streitgespräch mit einem Deutschen gehabt, der sich bei der Anmeldung vor meine neue Freundin gedrängt hatte, dann kamen Jean und Francis und die Sprachverwirrung war perfekt.

Carrión de los Condes ist ein kleines hübsches und sauberes Städtchen. Die Albergo wird von Clarissinnen geführt und liegt wieder mitten in der Stadt und neben der Kirche. Ich geh ein bisschen spazieren, schaue auch in eine Kirche rein und merke, dass sie ein Museum ist. 1€ Eintritt. Es sind sakrale Gegenstände, Priestergewänder, alte Messbücher und viele Skulpturen aus der Zeit des Mittelalters bis zum 19. Jahrhundert ausgestellt. Der Kirchenraum selbst, romanisch-gotisch, ist nur noch fragmentarisch erhalten, es stehen die Wände und die Säulen bis zu den Gewölbeansätzen, darüber bildet eine moderne Stahlkonstruktion das Dach. Die Westfassade ist in eine Häuserfront eingebunden und reich gegliedert, der Portalbogen mit vielen gut erhaltenen Figuren geschmückt.

Ich setze mich in die Sonne an einen Brunnenrand, da winken mir in der Ferne zwei bekannte Gestalten zu, ein englisch sprechender Franzose und ein Koreaner, sie laden mich zu einem Bier ein. Da kann ich doch nicht "nein" sagen.
Der Koreaner ist ein junger Mann von 18 Jahren, groß und stämmig, ich hatte mir Koreaner immer eher klein und drahtig vorgestellt. Ich hab offenbar noch viel zu lernen.
Er hat einen Familiennamen wie Ho, und einen Vornamen wie Hoyien, aber so genau hab ich das nicht verstanden und vor allem nun auch schon wieder vergessen. Er lebt in Kalifornien und will nach Santiago noch ein wenig Europa ansehen. Natürlich habe ich ihn eingeladen und er wird sicher dieses Jahr noch kommen! Dann lernt Ihr ihn kennen.

Die Clarissinnen haben ein gemeinsames Abendessen vorgeschlagen, sie bieten die erste Platte an, die zweite Platte soll aus Speisen, die die Pilger auf den Tisch stellen, bestehen. Ich habe Hunger, seit dem Morgen kaum was gegessen. Ich gehe mit Alex und einigen anderen ins Restaurant.

Heute essen wir beide kein Pilgermenü, wir stellen uns ein eigenes Menü aus verschiedenen Tapas zusammen: Kartoffeln, geröstet
Fleischknödelchen
Oliven mit Fisch
Tintenfisch
Auberginen
und nochwas
Die portugiesischen Bezeichnungen weiß ich natürlich nicht mehr.
Wir genossen das natürlich sehr.

Von Susanne, die bei den Schwestern gegessen hatte, erfuhren wir, dass es sehr schön war, eine Schwester habe auch Guitarre gespielt und gemeinsam wurde gesungen.

Wir waren am Abend auch in der Messe und anschließend bekamen wir wieder den Pilgersegen. Dazu gingen alle Pilger nach vorne und in jeder Sprache wurde ein Gebet vorgelesen, ich las das deutsche Gebet.

Euer Siegfried

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