Eisenach (4) (9. Juni)
Also,
jetzt hatte ich mich tatsächlich ein paar Stunden ins Bett gelegt und schon regt sich der Esel in mir und möchte mir weiß machen, das Essen, Rumgammeln und Nicht-Wandern wäre schöner als... Also morgen geht's weiter, ca. zehn Wandertage Richtung Marburg.
Jetzt aber sitze ich erst einmal wieder in meinem geliebten Biergarten vor dem "Gasthof Am Storchenturm" und... jetzt kommt die Soljanka. Dazu gibt's heute Abend Rotwein und Wasser.
Die Soljanka war gut. Jetzt geht's weiter:
Also dieses Haus, vor dem ich hier sitze, ist Teil der "Kemenate" von Eisenach, und ist auch Teil des späteren Hellgrevenhofes. Leute, die sich geschichtliche Zusammenhänge merken können (zu denen gehöre ich leider nicht), die wissen jetzt sofort: Aha! Sängerkrieg auf der Wartburg! Da soll er nämlich auch eine Rolle spielen und in Geschichten unserer großen Geschichtenerzähler. Aber vorher war die Kemenate da, und dann ist erst Eisenach entstanden, so um 1150.
Das also war die Geschichte. Und in dieser Tradition, so habe ich den Eindruck, wird auch jetzt das Haus geführt: Nette, zuvorkommende Bedienungen, einfaches, aber schmackhaftes Essen zu vernünftigen Preisen und eine Wandererherberge mit Zimmern bis zu 6 Betten. Nur leider muss man halt schauen, dass man reinkommt – also am besten: sich anmeldet. Das ist, wenn man nicht in Hotels nächtigen will ("Pilgersleute" wie ich sollten dies ja normalerweise weniger tun), immer ratsam, und so werd's ich ab morgen auch wieder halten.
Nur eine Erfahrung muss man machen, und das erfuhr auch meine "Hessin": Wenn ein Anfufbeantworter dran ist wird's happig! Die Zeit verrinnt, man kommt dem Ziel immer näher und weiß dann nicht wo man unterkommt.
Sicherlich erinnert Ihr Euch noch an mein gestriges Erlebnis mit der Stempelbitte beim Pfarrer der katholischen Stadtkirche. Heute habe ich dafür von einem sehr freundlichen Mann in der St. Georgen-Kirche (ja die, in der Elisabeth mit Landgraf Ludwig IV getraut und Bach getauft wurde) einen wunderschönen Stempel bekommen, den er dazu noch extra aus dem Büro geholt hatte. Hätte ich den katholischen Stempel bekommen, wäre mir dieser sicher entgangen.
Erfahrung mit Stempeln: Bei kath. Pfarrern zweimal bei zweimal fragen: nichts! Haben die ein gespaltenes Verhältnis zum ökumenischen Jakobsweg (bzw. hier: Elisabethweg) oder zum Pilgern? Oder sind sie einfach zu bequem? Oder brauchen sie wirklich eine "Berechtigung", wie der Pfarrer von Meuselwitz sagte? Wie verhalten sie sich, wenn einer nicht nur einen Stempel will, sondern vielleicht einen Schluck Wasser oder ein gutes Wort?
Da der Pfarrer grade gestern wichtig(-tuerisch) über das Verhalten andersartiger Menschen (zu denen ich mich in der Zwischenzeit rechne, wenn ich inmitten einer sonntäglich gewandeten, angeregt schwätzenden, mich ausgrenzenden Gläubigenschar stehe) gegenüber gepredigt hatte, mich dann aber hat stehen lassen, macht mich doch nachdenklich und zeigt mir wie schwach wir Menschen doch sind.
Habe doch auch ich Handlungen und Verhalten in meiner Vergangenheit zu bedauern, durch die ich Menschen verletzt und Vertrauen nicht gerechtfertigt habe. So bekommt vielleicht dieser "Pilgerweg", den ich immer noch in Anführungszeichen setze, langsam einen Sinn: Dank für das wunderschöne glückliche Leben mit Yvona und meinen Kindern und Dank für die vielen guten Freunde, die uns im Leben begleitet haben und immer noch begleiten. Und die Bitte, dass denen, die ich enttäuscht und denen ich Unrecht getan habe, kein Schaden dadurch entstanden sein möge, sondern auch ein Teil meines Glückes gewährt sein möge.
Ihr seht, so ein zusätzlicher Ruhetag macht nachdenklich. Und wie bei vielen anderen Erlebnissen der letzten vierzehn Tage, fühle ich immer mehr auch, dass diese Wanderung eine Richtung bekommt, die ich nicht beeinflussen kann und will, sei es vom äußeren Ablauf her, sei es auch in den Gedanken.
Mir war es wichtig, dies zu dokumentieren und Euch teilnehmen zu lassen – auch in dem Wissen, dass sich manche darüber aufregen werden. (Missbrauch, Datenschutz usw. Was sind wir doch armselig und misstrauisch geworden!)
Euer
Siegfried
Eisenach (3) (9. Juni)
Ach, Ihr Nichtsahnenden!
Ich sitze nun hier schon zum dritten Mal im Biergarten der Wandererherberge "Am Storchenturm" in Eisenach vor einem Weißbier, aber diesmal schon mittags!
War nämlich gerade bei Arzt, und der hat mir eine Spritze gegeben und nochmal einen Tag Ruhe verschrieben. Und da hier in meiner Stammgaststätte gerade ein Zimmer frei geworden ist (Ihr kennt sie ja vielleicht schon aus meinen Tagebuchschilderungen der vergangenen Tage: Es ist die mit den netten jungen Bedienungen), brauch ich nicht mehr ins Puppenstubenhotel zu ziehen und spare mir so, wie vom Arzt verordnet, möglichst viele Schritte, sitz aber trotzdem, wie schon gesagt, in einem schattigen Biergarten und bekomme gleich ein "Bierfleisch"! Und lege wohlig die Füße hoch.
Und da ich heute viel Zeit habe, werdet Ihr ein Resumée der vergangenen vierzehn Tage erhalten oder – wenn das Bier schon eher wirkt – vielleicht bloß der letzten vier Stunden.
So, jetzt hab ich mir gerade die Schuhe ausgezogen. Man gewöhnt sich langsam ans Außenseiterleben.
Wie ich Euch schon geschrieben habe, habe ich seit den letzte drei Tagen Schmerzen an der Vorderseite der Schienbeine. Beim rechten Bein waren sie vorgestern über Nacht wieder weg, aber das linke macht weiterhin Faxen.
Meine liebe "Ernste Hessin" wollte mir schon am Freitag Mobilatcreme geben, aber ich lehnte ab, da ich glaubte, das sei nur eine Crème zur Schmerzlinderung, und das wollte ich nicht: Da ich erstens ein starker Mann bin (ein Indianer spürt ...), zweitens ein Pilger, der damit EURE Sünden abbüßt, und drittens mir die Meldungen meines Körpers – wo er meint mir was mitteilen zu sollen – nicht stören lassen will.
Aber bevor sie weiterzog, gab sie mir ihre Tube, und ich halte sie in Ehren und denke jedesmal wenn ich sie öffne und einen Strang entnehme an "SIE".
Der Arzt, der mir im Puppenstubenhotel empfohlen worden war, sollte ab zehn Uhr da sein. Aber seit 1. Juni. Beginnt er erst um elf Uhr. Und da die Praxis direkt am "MARKT" ist, hatte ich so Gelegenheit in die dortige Kirche zu gehen. Und siehe da, da stand mal wieder wer hinter mir, der sagte, wenn der nicht will, dann zwingen wir ihn halt!
In dieser Kirche, der Stadtkirche "St. Georgen" wurde 1221 Landgraf Ludwig IV mit Elisabeth – der späteren hl. Elisabeth – vermählt. Sie war da erst 14 Jahre alt. In dieser Kirche wurde J. S. Bach getauft, hier sang Martnn Luther als Kurrende-Sänger, hier wirkten Pachelbel und Telemann. Und all das hätte ich vielleicht nach dem Durchlesen der diversen Führer erfahren, aber so hatte ich viel Zeit in der Kirche mit ihrer schönen Orgel, ihren vier Emporen über den Seitenschiffen, immer war wieder eine dazu gebaut worden, weil wegen der vielen Leute der Platz zu klein wurde.
So, jetzt mache ich Schluss: Erstens muss ich ein Weißbier nachbestellen, und zweitens wird sonst die E-Mail zu lang, und dann funktioniert wieder was nicht, und drittens könnt's dann im Internet-Tagebuch weiterlesen, falls Ihr wollts. *(Das war eine E-Mail an ein ganze Reihe von Leuten. Ich hab aber auch nicht mehr bekommen als der Rest. ;-) Anm. d. Red.)
Euer
Siegfried
Eisenach (2) (8. Juni)
Hallo,
Ich sitze hier in Eisenach vor dem Theater auf einem Bankerl in der Sonne. Habe gerade an der Kasse gefragt, ob sie noch für die Abendvorstelluung eine Karte hätten, und ob ich in meinem Zustand ins Theater rein käme. Schaue ja doch schon ein bisschen anders aus, als ein üblicher Thaterbesucher: Schlappen, leichte, aber dunkle Wanderhose, grünes Trikot, dazu hinkend und steif gehend und unrasiert, wobei dies schon wieder langsam Stil bekommt.
Ich hatte gedacht, es würde heute Abend Margarete gegeben, von Gounot, aber das war gestern, heute gäbs "die Fledermaus" um 15.00h und dazu habe ich keine Lust, also stellt sich die Kleiderfrage nicht!
Anschließend ging ich als guter Christ und – manchmal – frommer Pilgersmann in die Kirche und musste mir zehn Minuten Verkündigungen anhören. Die Predigt handelte vom sozialen Verhalten Andersartigen (Gleichnis vom Zöllner) gegenüber.
Als der Pfarrer nach der Kirche rauskam, bat ich ihn, mir einen Stempel zu geben. Er tat zunächst etwas befremdet wegen des Ansinnens, fragte dann aber, ob Stempel oder Siegel und bemerkte, dafür müsse er ins Pfarrhaus gehen. Dass er Stempel und Stempelkissen in der Hosentasche bei sich hätte, hatte ich auch nicht angenommen.
Dann stellte er sich zu seinen Schäfchen und unterhielt sich.
Ich stand in der Armensünderecke mit meinem Pilgerausweis in der Hand auf meinen schmerzenden Füßen und wartete. Ein Mann machte seine Frau auf mich aufmerksam, weil er den Pilgerausweis bemerkt hatte, und sie schaute mich verschämt an.
So stand ich gute zehn Minuten, dann packte ich meinen Ausweis wieder ein und ging zu einem schattigen Bankerl vor einem kleinen Brunnen auf einem ganz kleinen Platz, und eine große schwarze Katze umschmeichelte mich tröstend, kauerte sich wohlig neben mich auf die Bank und zog dann, nachdem sie sich noch Abschied nehmend kurz an meinen Rücken gedrückt hatte, von dannen.
Meine "ernste Hessin", die in Berlin wohnt, ist den Weg von Görlitz bis hierher gegangen und ist, nach dem gemeinsamen Frühstück schon wieder fort. Sie geht jetzt weiter Richtung Süd-West, in ihren Geburtsort, ich gehe weiter Richtung Marburg.
Nun sitz ich auf einer anderen Bank im alten Friedhof. Irgendein auch lädierter Mensch hat zwei Bänke gegeneinander so aufgestellt, dass die Beine bequem hoch gelegt werden können. Und da sitz ich nun, genieße den Sonntag, die Ruhe, nur ab und zu kommen ein paar Leute vorbei.
Am Marktplatz vor dem Rathaus ist ein Bikertreffen, und vor der Information informierte ein Mann mit rotem Regenschirm seine Gruppe lautstark über den Standort des Örtchens, und dass es auch ein "Pachtklo" gäbe, dort könne man länger.
Ich werde weder Bach-Haus noch Wartburg besichtigen. Meine "Hessin" hatte mir geraten, einen Esel zu nehmen. Das aber soll alles noch warten, ich erlebe sowieso so viel, dass ich jetzt schon nicht mehr weiß was vor drei Tagen war!
Noch was: Meine "Hessin" war beeindruckt von meiner Schilderung des Benehmens der Fliegen in Mechterstädt. Die fühlten sich dort besonders wohl und erinnerten mich an die Fliegen in Winterbach. Sie putzten mit den Vorderbeinen ihre Rüssel, nicht langsam wie die Stadtfliegen, sondern schnell, fast agressiv, dann rannten sie umher, ihre Flügel aufreizend halbhoch stellend, flogen kurz hoch, um gleich wieder zu landen.
So und jetzt gehe ich zum "Schwanenturm" und trink Kaffee und hoffe, ich bekomme einen guten Kuchen dazu. Das Mittagessen habe ich, wie jeden Tag, ausfallen lassen, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen.
Euer
Siegfried
Eisenach (7. Juni)
Liebe Leute,
das war heute wieder ein Tag! Aber morgen genehmige ich mir den zweiten Ruhetag, ist ja eigentlich schon überfällig!
Ich sitze hier in Eisenach im Garten des Gasthofes "Am Storchenturm". Habe grade in der Speisekarte gelesen, dass dies eines der ältesten Bauwerke Eisenachs sein soll. Es war eine Kemenate. Weitere historische Ergüsse erlese ich mir aus der Speisekarte bei der nächsten Bestellung.
Also wir – die "ernste Hessin" aus Berlin und ich – waren in Mechtelstädt noch fürstlIch mit einem Frühstück bewirtet worden und genossen das natürlich bei einem aus dem Fundus der Bodelschwingschen Anstalten stammenden, selbst gebrühten Kaffee.
Als wir nach Bezahlung fragten, wurde uns von der netten Sekretäfin gesagt, das koste nichts! Es gibt also wirklich noch PILGERHERBERGEN!
Gut wir schliefen in den eigenen Schlafsäcken – aber auf bequemen Betten, was für einen Senior wie mich schon ein Luxus ist. Das Aufstehen von einer Matratze, die am Boden liegt, ist für mich schon recht umständlich. Wir konnten ausgiebig duschen, und jeder hatte ein riesiges Zimmer für sich: Aufenthaltsräume o.Ä.
Frisch gestärkt und unternehmungslustig machten wir uns wieder auf die Wanderschaft, vor uns die Höselberge, die wir, wie wir aus dem Führer wussten, der Länge nach zu durchwandern hatten.
Bald kreuzte unseren so schön mit der Jakobusmuchel gekennzeichneten Weg eine große Strassenbaustelle. Meine "ernste Hessin", die übrigens auch lächeln konnte, und der der von mir gebrühte Kaffee sehr gut geschmeckt hat (hat sie jedenfalls gesagt – ich erzählte ihr natürlich von den Kaffeeorgien bei Lars und Chantal) war zu der Zeit schon wieder 200 Meter vor mir auf einer Umgehungsstrasse.
Sie kam auf meinen Zuruf zurück, wir einigten uns, die Baustelle zu durchqueren und schafften es. Ist übrigens nicht so leicht, wie Ihr Nichtwanderer, oder Sonntagswanderer annehmt. Aber wir schafften es und fanden wieder unsere Muschelmarkierung.
Und nun gings langsam aber stetig bergauf. Zunächst nach Hastrungsfeld, dort steht das Haus von Frau Holle, und ein nicht zu übersehender Briefkasten davor. Hier hatten wir den zweiten Photoshooting-Termin, der erste war gleich zu Beginn des Weges. Jetzt könnt Ihr meine Begleiterin auch mal bewundern! Sie ist seit über drei Wochen(!) von Görlitz her unterwegs, allein, und schaut trotzdem doch noch recht zivilisiert aus. A Hessin halt!
Morgen trennen sich unsere Wege, sie zieht nach Norden in ihre Geburtsstadt, ich Richtung Marburg, weiter.
Und jetzt grad wie ich das schreibe, mein zweites Weissbier bestellt habe, die "Suppe nach Lust der Köchin" (heute war's eine Zwiebelsuppe) genossen habe, darauf noch eine Kachelwurst auf Eisenacher Art, mit Bratkartoffeln, tritt jemand an meinen Tisch – und: es ist meine "Hessin"!
Aber das ist jetzt das Ende des Tages!
Nach unserem Photoshooting-Termin vor dem Frau-Holle-Haus sind wir erstmal Richtung Großer Hörselberg aufgestiegen. Sie natürlich weit voraus und bald außer Sichtweite. Ich – gedenk meiner bayerischen Abstammung...??! Gemütlich.
Ich erreiche aber auch den großen Hörselberg und die dazugehörige Wirtschaft. Eine wunderschöne Aussicht, aber keine Hessin da. Die hat sicher schon ihren Spezi getrunken und ist weiter, oder hat in ihrem Geschwindigkeitswahn gleich auf den Spezi verzichtet. Ich nippe also an meiner Trinkflaschenration, um gleich weiter zu gehen, da ist sie da, sie hat einen anderen – muschelmarkierten – Weg genommen, und der war halt länger.
Jetzt machen wir doch eine kleine Pause im Gasthof, aber dann geht's weiter: Richtung "Kleiner Höselberg".
Kurze Anmerkung dazwischen: In diesem Höselberg haust VENUS, die Thannhäuser bezirzt hat!
Wir sind wieder auf einer Betonpiste.
Die "Ernste Hessin" eilt wieder vorraus und ist bald aus meinen Augen verschwunden Ein kleiner Pfad biegt links ab, er ist mit der Muschel gekennzeichnet. Ich bin mir nicht sicher, ob das meine "Hessin" bemerkt hat. Ich rufe in den Urwald hinein – keine Reaktion – ich habe keine Chance sie einzuholen.
Da ich auch ein Problem mit dem rechten Bein habe, nehme ich die Stöcke und gehe über einen schmalen, malerischen Pfad mit wunderbarer Aussicht über das Wörseltal weiter und schließlich runter, unter der lauten Bundesstrasse durch und lange eineinhalb Stunden nach Eisenach. Leider nur am Bahndamm entlang und durch wenig attraktive Vorstadtregionen.
Aber schließlich bin ich doch in der Altstadt, gehe durch die Karlstraße zum Markt und telefoniere vor der Informatonstafel die Pensionen und Hotels ab und lande schließlich hier im Puppenstubenhotel.
Nach Duschen und bißchen Ausruhen geht's zum Abendessen hierher, und was sehe ich, wie ich so gemütlich, gesättigt und zufrieden im Biergarten sitze und die Leute betrachte, na? Meine "Hessin"!
Sie war tatsächlich den falschen Weg gelaufen – das erste Mal seit der Wanderung von Görlitz her – hat's im nächsten Ort gemerkt, und ließ sich mit dem Taxi nach Eisenach fahren und ist im gleichen "Puppenstubenhotel" untergekommen wie ich.
Wir feiern Wiedersehen, und haben uns viel zu erzählen, und der Wein schmeckt in der lauen Sommerluft besonders gut.
Und so komme ich auch noch zu meiner Mobilat-Creme für meinen lädierten "Haxen".
Euer Siegfried
PS: Heute hat mir eine junge Radlerin vom Fahrrad aus zugerufen: buon camino! (oder so ähnlich) Schau i denn scho so aus?
Mechterstädt (6. Juni)
Hallo, Ihr Lieben!
Jetzt bin ich also in Mechterstädt, einem Ort ca. 15 Kilometer vor Eisenach.
Gerade sind wir – die "ernste Hessin" und ich – vom "Stern" zurückgekommen. Dort haben wir uns niedergelassen, nachdem uns der Wirt (oder dessen junger Adlatus) der näher gelegenen Wirtschaft "....." ein wenig überfordert ob unseres Ansinnens, ein Abendessen verspeisen zu wollen, dorthin geschickt hat.
Ich habe dort eine vorzügliche "Kachelwurst mit Sauerkraut und Bratkartoffeln" genossen, dazu zwei Hefeweißbier. Nachdem mir meine liebe, "ernste Hessin" das DU angeboten hatte, unterhielten wir uns noch bei einem Schoppen Wein über Gott und die Welt, über die Jugend, die Autobahn und die Venusgrotte, die wir – insbesondere ICH – morgen passieren müssten. Der Wirt gab uns gute Ratschläge.
Jetzt sitze ich aufm Bankerl vor dem Haus der Bodelschwingschen Anstalten in dem ich heute nächtigen werde.
Es war ein anstrengender Weg von Gotha hierher, obwohl er sehr schön auf einer Anhöhe verläuft und schöne Ausblicke nach Süden bietet. Aber es war eine Betonpiste, ehemals wohl eine Zufahrt zu einem Truppenübungsplatz.
Um von Gotha raus zu kommen, von der Herberge aus, die hinter dem Schloss liegt, musste ich wieder durchs Schloss gehen, einen Blick zurück seht Ihr! Aber was seh ich da, wie ich zur Stadtseite aus dem Tor gehe. Das Schloss ist nicht ausgerichtet auf die Hauptachse der Stadt, das (rote) Rathaus, sodern verschoben um ca. 100m. Das wäre ja auch nicht so besoders. Aber genau in der Schlossachse steht eine übermannsgroße Statue eines Fürsten und schaut zur Stadt. Nur da wo er hinschaut ist nur der Hinterhof eines untergeordneten Gebäudes. Ist das nun gelebte Demokratie oder das was ich empfand: Die Stadt sagte dem Fürsten "l.m.a.A.".
Ich ging nochmal über den Brühl, die Innenstadtmeile und genoss das Erwachen der Stadt, dann gings Richtung Westen immer bergauf zum "Kriegberg" und fast bis Mechterstädt auf der Anhöhe mit immer einem weiten Blick nach Süden.
Mir war unterwegs noch so viel eingefallen, was ich Euch schreiben wollte, aber jetzt ist leider alles weg!
Dann bis zum nächsten Mal!
Siegfried